Jeder hat so seine Steckpferd-Themen. Der eine lenkt eine Plauderei zügig Richtung Politik, die anderen kommen früher oder später auf Königshäuser zu sprechen, auf Hasenzucht, Nagelpflege, Kindertagesstätten, Autopolitur, Backformen... naja, ihr wißt schon: wie man halt so hängenbleibt... Wenn es nach mir geht, dann landet ein Gespräch irgendwann bei Kennenlerngeschichten. Ich LIEBE Kennenlerngeschichten. Der Weg zweier Menschen kreuzt sich und macht Epoche. Für mich sind sie in all den unzähligen, individuellen Biographien mein heraus gegriffenes Lieblingsmosaikteilchen.
So wurde ich zur Sammlerin. Natürlich habe ich daher - wie soll anders laufen - für mein Steckenpferd-Thema eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Da bin ich auch nicht sehr schleckig: ich nehme es, wie es kommt, ob so oder so oder so/so oder so (Buch 1) oder...
Kann ich es mir aussuchen, dann stelle ich meine Frage aber am liebsten direkt und unmittelbar und in schlichtester Form: *Wie habt ihr euch kennengelernt?* Das sind meine Momente, in denen ich mich als weltbravster Zuhörer zeige. Mit ausgefahrenen Antennen halte ich es währenddessen - mal wieder - mit meinem JWG: *Beachte das WAS mehr beachte das WIE*, denn genau in letzterem schwingt zwischen den Zeilen ALLES mit.
Diese Beziehungsgeschichten offenbaren für mich phänomenal WIE unterschiedlich die Spezies Mensch ist. Welche Rolle spielt in diesen Erzählungen die Liebe? Welche Wertigkeit wird ihr gegeben? Kommt sie überhaupt darin vor? An welchem Punkt befindet sich diese Beziehung gerade? Aufgezäumt wird mein Steckenpferd mit durch den geschichtlichen und kulturellen Aspekt. Nehmen wir beispielsweise meine Eltern-Generation, von denen viele mit einer Heirat lediglich der Enge des Elternhauses davon galoppieren wollten. Oder die Großeltern-Generation, deren Geschichten in dem elendigen Krieg begann, dessen Ende morgen gefeiert wird. Ach, mein Steckenpferd, es ist so bunt, so skuril, so vielgesichtig, so abgründig, so banal, so einzigartig wie das Leben... Ich werde nicht satt, mir diese Geschichten erzählen zu lassen.
Während der Mai uns endlich eine Ladung Regen schenkt, kümmere ich mich darum, dass wir einen warmen Suppenbauch bekommen. Ich habe uns gleich die doppelte Menge gekocht - nix praktischer, als auf eine Ladung Suppe in der Tiefkühle zurück greifen zu können.
Zutaten 4P*:
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
150g Lauch
2 Karotten
100g Knollensellerie
100g Petersilienwurzel
1 kleines Stück Fenchel
1 EL Rapsöl
120g Gerste (m: Rollgerste)
1,2l Gemüsebrühe
1
Gewürzsäckchen (darin 2 Zweige Thymian, 1 Lorbeerblatt, 2
Wacholderbeeren, 1 Stängel Liebstöckel)
Salz, Pfeffer aus der Mühle
1 Stück Zitronenschale
1 Bund Schnittlauch, in feine Röllchen geschnitten
oder frischer Koriander
Zubereitung
Die Zwiebel und den vomKeim befreiten Knoblauch klein schneiden. Sämtliche Gemüseeinlage außer dem Lauch - Karotten, Sellerie, Petersilienwurzel, Fenchel - putzen und klein würfeln. Öl in einem
Topf erhitzen, darin die Zwiebel glasig braten. Knblauch und restliches Gemüse zufügen und ebenfalls 2-3min mitrösten.
Gerste in einem Sieb unter fließendem Wasser abspülen, abtropfen lassen, in den Topf geben und ebenfalls 2 Minuten mit andünsten.
Brühe
angießen, Gewürzsäckchen zugeben und die Suppe
bei kleiner Hitze etwa 50 Minuten garen lassen, bis die Gerste weich
ist. Zum Schluss Lauch sowie die Zitronenschale ca. 5 Minuten mitköcheln lassen. Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und zum Servieren mit dem Schnittlauch oder Koriander bestreuen.
*Anmerkung m: üblicherweise wird diese Suppe mit dem typischen Bündnerfleisch gekocht, gerne auch mit Bauchspeck/ wer mag, garniert die Suppe mit einem Klecks Crème fraîche oder läßt auch 2 klein geschnittene Kartoffeln mitkochen...
Inspiration:
SZ-Magazin - Kochquartett