Wenn die See rau ist: Erdäpfelgulasch

Samstag, 19. September 2015

Wenn das Leben solche Wellen schlägt, dann ist man froh, wenn alles andere drumherum so wenig kapriziös wie möglich ist. Natürlich kann ich mir nicht vorstellen, wie schwer Roger die Krebstherapie zusetzt. Aus Miterleben in der Verwandtschaft ahne ich allerdings, dass ich nicht voraussetzen kann, dass dem Roger gerade appetitlich zumute ist. Wenn nicht, dann laufen wir eben ein wenig durch den Garten...

Idealerweise (für ihn und mich) stelle ich mir den Roger natürlich dennoch in bestmöglicher Verfassung vor. Schließlich - also wenn ich ihn schon rein illusorisch am Tisch sitzen hätte - dann gäbe es die ein oder andere neugierige Frage. Interessieren würde mich etwa, wie Roger reist. Also auch in welcher Budget-Klasse. Dass öffnet schließlich schnell unterschiedliche Welten. So kenne ich Upper-Class-Reisende, die während eines 2wöchigen Indienaufenthalts nicht eine Karkalake gesehen haben. Unter Backpackern wäre das ein Schenkelklopfer.

Dann würde ich gerne nachhaken, was jemand, der so klar zu denken vermag wie Roger, am Rausch so anziehend findet (Roger spricht sich immer wieder fürs Kiffen aus). Oder mir von ihm definieren lassen, wann Sprache Hilfsmittel der Erkenntnis ist und wo sich das abgabelt zur Illusion. Und wie er das genau meint, dass Gott sein Vorbild ist. Und...

Dabei soll das Essen möglichst behaglich stimmen. Mit diesem Erdäpfelgulasch, der an das Rezept aus *Deutschland vegetarisch* angelegt ist, werde ich auf jeden Fall nicht vom Gespräch ablenken, sondern einfach einen warmen, gefüllten Bauch schenken mit einem Geschmack der irgendwie an *einst* erinnert. Eine Art Oma-Essen im besten Sinne - das unauffällig tröstet.
Zutaten:

500g festkochende Kartoffeln (m: Charlottes)
500g Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
5 EL Pflanzenöl
1/2 TL Kümmel, gehackt
1/2 TL Majoran, getrocknet
1 TL Tomatenmark
2 TL Paprikapulver, edelsüß
1 Spritzer Weißweinessig
(m: eine kleine Paprika
etwas Harissa)
Crème Fraîche

Zubereitung:

Die Kartoffeln schälen und in gleichgroße, mundgerechte Stücke schneiden. Die Zwiebeln fein würfeln, den Knoblauch fein hacken.

Die Zwiebeln in dem Öl auf kleiner Flamme mit Geduld hellbraun rösten. (m: nun die geschälte und klein geschnittene Paprika zufügen). Am Schluß Majoran, Knoblauch und Kümmel kurz mitbraten. Paprikapulver und Tomatenmark zufügen und ebenfalls kurz mitanschwitzen. Salzen und pfeffern.

Etwas Wasser anschütten und 10min köcheln lassen. Nun die Kartoffeln in den Topf geben und knapp mit Wasser bedecken (m: Ofentomaten zugegeben). Deckel auflegen und in ca. 30min weich garen - je nach Größe der Kartoffeln auch etwas länger. Die Kartoffeln sollten weich sein, aber noch Biss haben. Durch sie bekommt der Gulasch eine schöne Bindung. Gegebenenfalls noch etwas Wasser zufügen für das richtige Mischungsverhältnis. Mit etwas Essig abschmecken.

Mit Crème Fraîche (m: und etwas Petersilie) servieren.

5 Kommentare

  1. Ich glaube, was den Rausch zu anziehend macht ist, dass die anstrengenden Gedanken dann endlich mal Ruhe geben. Wer viel denkt ist einfach froh, wenn es da oben irgendwann mal still ist und alles nur noch fliesst. Aus dem eigenen Kopf wegbeamen.
    Erdäpfelgulasch mag ich auch sehr - Bauchwärmer, Seelenberuhiger - wenn man beim Essen nur einen tiefen Teller und einen Löffel braucht und nicht nachdenken muss. Ja, ich glaube, das hat bei mir mit einem kopf-seelen-beruhigenden Essen zu tun. Warmes Löffeln.
    Ich glaube, es würde Roger schmecken.

    Herzlich, Katja

    AntwortenLöschen
  2. Ach, ein Klassiker meiner Kindheit.... genau richtig, wenn die Welt mal wieder untergeht.... Bei uns wurde auch manchmal etwas Sauerkraut mit untergemischt und auch Paprika war gern gesehen.
    Liebe Grüße
    Trudi

    AntwortenLöschen
  3. Kartoffelgulasch - noch nie gegessen, noch nie gekocht, dabei will ich das schon ewig mal ausprobieren.

    Und: Weißt Du wo ich alter Rucksackreisender (früher...) meine erste Kakerlake gesehen habe, die erste meines Lebens??? Nein, nicht in einer billigen Absteige, sondern in einem 5-Sterne-Hotel! Das war glaube ich das Hyatt in Kowloon, wenn ich mich richtig erinnere. Ich hatte irgendwo in Chungking Mansions genächtigt, dort hat's zwar immer mal gebrannt, aber Kakerlaken habe ich dort keine gesehen.

    AntwortenLöschen
  4. Unglaublich, was dieser Mensch schon alles gemacht hat. Da komm ich mit Verstehen schon gar nicht mehr mit. Während ihr philosophiert, würde ich euch das Kartoffelgulasch wegessen.

    AntwortenLöschen
  5. durch den garten laufen, kann durchaus auch seele und körper stärken. das leckere kartoffelgulasch mundet dann hinterher umso besser!!

    AntwortenLöschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.