Ungestüm: Sonnenblumenbrot mit Chia und Bier

Mittwoch, 30. Mai 2018


Selten, dass das Wetter für Gärtner so ist, wie man es sich wünscht. Meistens gibt es ein Zuviel des einen und ein Zuwenig des anderen. Und die Dosen, beziehungsweise die Perioden stimmen auch nicht. Wenn ich gerade aus dem Fenster schaue, dannn müßte die Natur eigentlich Schmatz-Geräusche machen vor lauter Saftigkeit. So grün und fruchtbar habe ich die Frühlinge in Südfrankreich noch selten erlebt. Diese wunderbaren Gewitterschauer immer wieder.

Kennt ihr eigentlich die Sage von dem Bauern, der stets unzufrieden mit dem Wetter ist und von Gott den Wunsch gewährt bekommt, ein Jahr selbst das Wetter machen zu dürfen? Nun, die Geschichte ist schnell zusammengefaßt: in schönstem Reigen wechselt er Sonne und Regen ab. Doch als es ans Ernten und Dreschen der Ähren geht, mußt der Bauer feststellen, dass alle Ähren taub sind. Er hatte beim Wettermachen den Wind vergessen.

Ich kenne die Geschichte sogar noch ein wenig anders, nämlich dass den Halmen bereits der Halt und die Stärke fehlt und ein Regenschauer alle platt und leer zu Boden drückte. Aber egal, so oder so, den Wind als Teil eines notwendigen Klimas für die Erde hätten wohl die meisten vergessen. Mit ihm verbindet man eher unangenehme Dinge oder auch eine Kraft, die man nicht kontrollieren kann: *Wer Wind sät, erntet Sturm*. Verhältnisse, die sich drehen können, unerwartete Veränderungen, Gegenwind. Oder gar ganze Charaktere, Typ Luftikus, Windbeutel, Windhund, jemand, der *sein Fähnchen mit dem Wind dreht*. Aber auch in Geschwindigkeit steckt der Wind, ebenso wie in überwinden. Der Wind beeinflußt viel mehr, als uns bewußt ist - siehe nur allein diesen Berg an Redensarten zum Thema Wind - etwas, das ich mir sehr gerne genauer anschauen, findet man in ihnen wie in Märchen alte Volksweisheit.

Tja, und ich habe Wind bekommen, dass Dietmar ein schönes Brotrezept veröffentlicht hat, mit einer Brotzutat, von der ich so begeistert bin wie von Dietmars Broten: Chia-Samen. Ganz im Stiel der Marie Antoinette könnte ich zum heutigen Brot sagen, wenn ihr kein Wasser zum Brotbacken habt, dann nehmt doch Bier. In Gigors sitzt man gar für beides an der Quelle. Unser Leitungswasser wird von der Bergquelle gespeist und die Gemeinde beheimatet zudem eine junge Brauerei (von wegen, die trinken in Frankreich nur Wein): Les Trois Becs - benannt nach dem markanten Berg, der uns auf der Terrasse direkt gegenüber steht. Ein kühles Helles (in diesem Fall eher ein angewärmtes) habe ich mit in das Brot von Dietmar fließen lassen. Ein so saftiges Brot wie gerade unser Garten und ich weiß jetzt bereits, welches Rezept von Dietmar als nächstes auf meine To-Do-Liste wandert.


Zutaten - 2 kleinere Kastenformen à 20cm Länge:

Dinkel-Vorteig:
130g Dinkel-Vollkornmehl 
130g Wasser
1-2g Hefe
Hefe zuerst im Wasser auflösen und anschließend mit dem Mehl ordentlich verrühren. Zugedeckt 12 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.
 
Roggen-Sauerteig:
65g Roggen-Vollkornmehl
50g Wasser
6g Roggen-ASG
Anstellgut im Wasser auflösen und anschließend mit dem Vollkornmehl ordentlich verrühren. Zugedeckt neben dem Poolish 12 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.
Quellstück:
300g Bier, ca. 50° (m: Blonde des trois Becs)
50g Chia-Samen
50g Sonnenblumen
15g Leinsaat
15g Dinkelflocken
Alles gut verrühren und bis zur Weiterverarbeitung im Kühlschrank lagern. 

Brotteig:
Sauerteig
Vorteig
Quellstück 
190g Dinkelmehl 630
170g Roggenmehl 997
65g Einkorn-Vollkornmehl
14g Salz
3g Hefe
120ml Wasser (etwas Wasser zurückbehalten, denn die Wasseraufnahme kann durch das Quellstück oder der Mehle etwas unterschiedlich ausfallen)


Zubereitung:


Alle Zutaten vom Hauptteig 8 Minuten langsam kneten. Anschließend wird der Teig so lange am schnellen Gang geknetet bis sich dieser vollständig von der Kesselwand löst. 

Anschließend in einer geölten Wanne 60 Minuten reifen lassen (nach 30 Minuten einmal falten).

Danach wird der Teig in 4 gleich große Stücke geteilt und zu runden Laiben geformt.

Nach dem Formen mit Wasser bestreichen und in einer Saatenmischung (Sesam/Leinsamen) wälzen. Danach in Kastenformen von 20cm Länge legen und auf die Gare stellen. 

Bei voller Gare mit kräftigen Schwaden bei 250°C in den Ofen schieben. Nach 10 Minuten Backzeit die Backtemperatur auf 200°C reduzieren.
Gesamtbackzeit der Brote ca. 50 Minuten (Schwaden erst gegen Ende der Backzeit ablassen).

*Anmerkung m: ich hatte die Brote mit etwas mehr Teig gebacken (Originalrezept von Dietmar x 0,725) - da hatte der Teig allerding etwas zu wenig Entfaltungsfreiheit - beim nächsten Mal dann so 


la simplicité: Karotten-Tarte

Sonntag, 27. Mai 2018


*Das lebendige Leben muß etwas unglaublich Einfaches sein. Und deshalb gehen wir an ihm vorüber, ohne es zu bemerken* sagt Dostojewski. Und das klingt doch sehr ähnlich wie das, was ich aus *Das tibetische Buch vom Leben und Sterben* rausgepickt habe: *Wenn wir die Natur des Geistes verwirklichen, so sagen die Meister, erweist sie sich als unerwartet gewöhnlich.* Spätestens bei dem Spruch *Keep it simple* nicken alle halb gelangweilt mit dem Kopf - kennt man, nix Neues, hat man schon mehrfach gehört.

Warum nur läßt sich das Einfache so schwer umsetzen? Eigentlich müßte es doch entlastend sein, mit weniger Schub nach vorne unterwegs zu sein. Einfach nur den Rückwärtsgang einlegen. Energie drosseln. Fertig. Schon angekommen in Simplicité.

Gäbe es da nicht den Energieerhaltungssatz, ein großes Phänomen unumstößlicher Wahrheit: Jede Energieform, jedes System ist auf Erhaltung aus, das heißt, die Hauptenergie jedes Systems fließt in den eigenen Systemerhalt. Darüber kann man ruhig mal tiefer grübeln. Gerade wenn man weiter denkt Richtung Beziehungsgeflechte aller Art. Wirklich SEHR spannend!

Und durchaus eine gute Erklärung, warum bei aller Veränderung, die Leben mit sich bringt, es dennoch Konstanten gibt. Und dass Vereinfachung sich selbst bei Überlastung nicht wie von alleine einstellt, weil nun mal ein Energieverlust nicht toleriert wird. Ist doch faszinierend, oder? Andersherum gedreht: wenn jede Energieform sich automatisch erhält und sich dadurch stabilisiert, für was braucht es dann einen Willen?

Solche Gedanken kann ich mir wunderbar beim Kochen machen, wenn ich uns wieder eine neue Form von Tarte auf den Tisch bringe. Für mich wie eine Fingerübung: Immer wieder ähnlich, immer wieder ein bißchen anders. Bestimmt keine Weltneuheit, eher ein *Keep-it-simple-Gericht*. Aber eines, das so gut ist, dass es bei uns mindestens zwei Tartes pro Monat gibt. Ist ja nicht umsonst die Pizza der Franzosen...



Zubereitung - Tarteform 23cm/ ca. 3P:

Tarteteig:
100g Dinkelvollkorn-Mehl
120g Dinkel 1050
110g Butter, kalt
1 EL Quark
Salz 
1 1/2 TL Koriander, frisch geschrotet
20g Sesam
Chili-Flocken
etwas kaltes Wasser

450g Karotten*
2 junge Knoblauchstangen
5 Kumquats*
Butter
1-2 TL Rohrzucker
Salz, Pfeffer
1 TL Thymian
1 TL Kreuzkümmel
1 Ziegenfrischkäse (ca. 110g)
50g Crème fraiche
2 Eier
Deko: etwas schwarzer Sesam 

Zubereitung:

Die Butter in kleinen Flöckchen in das Mehl/ Salz/ Gewürze einarbeiten - dabei die Flöckchen zwischen den Fingern etwas verreiben - dann Quark und Wasser zufügen und zügig zu einem homogenen Teig verkneten. In Folie einwickeln und mindestens 1 Stunde kühl stellen.

Die Karotten sauber bürsten und in Ringe schneiden, die Kumquats von den Kernen befreien und klein schneiden, den Knoblauch ebenfalls kleiner schneiden. Alles zusammen inklusive Thymian mit einem Stich Butter und dem Kreuzkümmel sowie dem Zucker anschwitzen. Salzen, pfeffern, 1-2 EL Gemüsebrühe zufügen, Deckel auflegen und bei kleiner Hitze garen. Etwas abkühlen lassen und für die Verzierung ein paar Karottenringe zur Seite nehmen. Den Rest pürieren und nochmals abschmecken. Mit den Eiern, der Crème und dem Ziegenkäse vermengen.

Eine Tarteform vorbereiten, den Teig auswellen (m: mit einem etwas höheren Rand), den Boden mit einer Gabel mehrfach einstechen (wer mag stellt den Teig nochmals für 20min in die Tiefkühltruhe - verhindert das Hochkommen des Bodens während dem Backen - die anderen müssen sonst während dem Backen mit einer Gabel nochmals 2-3Mal mit einer Gabel dort vorsichtig einstechen, wo der Boden sich beginnt zu heben).

Die Füllung auf dem Tarteboden verteilen, glatt streichen, mit den Karottenscheibchen und schwarzem Sesam dekorieren.

Den Backofen auf 200° Umluft vorheizen und die Tarte ca. 20min backen, dann auf O/U-Hitze 190° umstellen und weitere 25min backen. Kurz ruhen lassen vor dem Anschneiden. Schmeckt warm und kalt.

*Anmerkung m: ich habe diese Tarte auch schon mit hälftig Kürbis gemacht (nur als Inspiration). Und die Kumquats kann man (wenn auch nicht ganz adequat) mit Orangenschalenabrieb und etwas Saft davon ersetzen.


Nicht für viel Geld: Brokkoli-Laibchen mit Kohlrabi-Karotten-Salat

Donnerstag, 24. Mai 2018


Eine kleine Schlagzeile diesen Winter blieb mir im Gedächtnis: *Adele (ihr wißt schon, die Sängerin) schlug einen Auftritt für eine Millionen-Gage aus mit der Begründung, sie sei verhindert. Und zwar - jetzt kommts - sie sei gerade deshalb verhindert, weil sie im Garten mit Unkrautjäten beschäftigt sei.

Unwillkürlich ging mir im gleichen Moment die Geschichte durch den Kopf, die vermutlich jeder kennt, die vom armen Fischer und vom Betriebswirt.

Ich habe mir für diesen Monat fest vorgenommen, dass Adele mich begleitet, denn im Mai gibt es gewohnheitsgemäß draußen besonders viel zu tun ist. Genau jetzt, wenn das Unkraut um mich herum nur so explodiert und mir selbst die vielen Arme einer Göttin Kali nicht ausreichen würden, um den sprießenden Widersachern Einhalt zu gebieten, wenn ich mir mit dreckigen Händen den Schweiß von der Stirn streiche und mich wie Sisphos' Sprößling fühle, mit schmerzendem Knick im Rücken und Blasen an den Fingern, dann, ja dann denke ich an Adele samt dem Luxus, der mit dieser einfachen Tätigkeit verbunden ist. Eine Beschäftigung, die sich viele erst erlauben können, wenn sie mehrfache Millionäre sind. Also so in etwa eben.

Wobei mich das Spiel gerade schon an David und Goliath erinnert - ob der Größe unseres Gartens. Man braucht ihm nur kurz den Rücken zudrehen und dann scheint es, als ob die Natur jeden Versuch von Kultur für einen Schenkelklopfer hält. Was könnte ich kleine, wuselnde, energetische, nachtaktive Wichel als Unkrautvernichter gut gebrauchen. Herje, einfach im Mondlicht kurz drüberrennen lassen - das wärs.  Pffffhh, Rasenmäherroboter, das ist was für ein überschaubares, standartisiertes Gelände samt klarer Umrißlinie -  bref: das Gegenteil von unserem ausufernden Terrassengrundstück.

Ehrlich gesagt, stelle ich mir Adele im Garten auch so mehr Rosemunde-Plicher-mäßig vor,  wie sie mit Strohhut und einer sehr schicken Jeanslatzhose, sowie einem geflochtenen Weidekorb am Arm von Rosenbusch zu Rosenbusch flaniert,um hier und dort eine welke Blüte abzuschneiden. So Hochglanz-Gartenzeitschrift mäßig. So Teilzeit-Schönwetter-Gartenambitionierte eben. Keine, die kniend den Unkrautstecher zückt, zuhackt, um dann zerrend mit rotem Kopf die Brombeerwurzeln trotzdem nicht richtig rausgezogen bekommt, sich dabei einen Fingernagel abreißt sowie ein Loch ins Shirt und einen Schwall unfläter Worte unterdrückt...

Aber hey, es gibt Menschen, denen das so viel Wert ist, wie ein Millionen-Gig, das muß man sich nur gerade immer wieder bewußt machen... Dann läufts...

Immer wieder habe ich kleine Küchen-Themen, an denen ich mich ein bißchen abarbeite. Gnocchi waren lange so ein Steckenpferd. Sehr viel Gemüse habe ich mittlerweile so verwandelt. Nun habe ich mich auf Gemüse-Bratlinge eingeschossen... Ihr werdet ja sehen, da kommt demnächst ein einschlägiges Rezept nach dem anderen.


Zutaten 3-4P:

500g Brokkoli
40g Haferflocken
40g gemahlene Mandeln
50g Dinkel-Vollkornmehl 
2 Eier 
2 junge Knoblauchstangen, in feine Ringe
2 TL Senf 
2 TL Thymian, fein gehackt
2 TL Rosmarin, fein gehackt
Kräutersalz
Piment d'Espelette
Pfeffer 
Rapsöl

1 Kohlrabi
3 Karotten
Salz, Pfeffer
2 EL Apfelessig
2-3 EL Sonnenblumenöl
1 Pr Zucker

Zubereitung:

Den Brokkoli über Dampf weich garen (weich aber nicht zu weich). Sehr gut ausdampfen lassen und nicht zu fein pürieren. Mit allen Zutaten vermengen vermengen und pikant abschmecken (Gemüse-Bulettchen aller Art dürfen gerne etwas überwürzt sein - sie vertragen viel und man erwartet ja auch viel von ihnen). 

Bällchen davon formen (m: zwischen Tischtennis-und Golfball/ kann aber nicht mehr sagen, wieviele ich geformt habe... vergessen... ausreichend auf jeden Fall für ca. 4P für ein Salat-Plus-Essen). Die Bällchen geformt ca. 15-20min im kalten ruhen lassen. Dann von beiden Seiten in Rapsöl anbraten.

Für den Salat Kohlrabi schälen und Karotten bürsten. Beide sehr fein reiben. Mit dem Dressing vermengen und etwa 10min marinieren lassen.

Wer mag zusätzlich mit einem grünen Salat servieren.


John Lennon - Kekse aka Weltfriedenkekse

Montag, 21. Mai 2018


Nicht, dass der Eindruck entstanden ist, dass die turbulenten Wetter-Kapriolen mein Verhältnis zu unseren Gästen einwolken könnte. Ganz und gar nicht - mich amüsiert diese kleine, sich wiederholende Kuriosität lediglich. Neinnein, da müssen schon andere Dinge passieren... Vermutlich - möchte ich behaupten - stellt unser Beruf für viele gar ein Traumjob dar. Zur Ferienzeit zeigen sich die meisten Menschen in ihrer besten Stimmung. Wunderbare Vorraussetzungen für Begegnungen.

*Ihr lebt ja in einem Paradies* ist ein Satz, den wir von unseren Feriengästen oft hören während ins Tal geblickt wird. Dann stimme ich freudig zu. Ja, das finde ich auch. Und ich kann ganz uneitel nicken, denn ich habe diese Landschaft ja nicht gemacht und auch nicht diese Ruhe und Weite. *Herzlich Willkommen in der kleinsten Sekte des Universums, unserer Zwei-Personen-Sekte*, lache ich dann, *gerne dürft ihr in Frieden mit uns leben*. 

Und manchmal scheints mir wirklich, als lebten wir wie unter einer Käseglocke, in unserer selbstgebastelten Seifenblase, in unserem kleinen Paradies-Garten, wo alles Unbill und alles Leid draußen bleiben muß. Wie wundersam eigentlich das sagen zu können, oder? Von alleine ist Bambi-Land allerdings nicht entstanden. *Halb zog sie ihn, halb sank er hin...* - von nichts kommt nichts. Wir haben uns diese harmonische und einträchtige Enklave immer gewünscht (Stichwort Vision  plus des Habibs unermüdliche Bauarbeiten über Jahrzehnte). Und der Himmel hat es uns ermöglicht und geschenkt.

Trotzdem machen die furchtbaren Weltnachrichten wie etwa in Gaza nicht Halt an unserem Gartenzaun. Leider, denke ich oft. Logo sind wir mit der Matrix verbunden. Nichts geht mehr ohne. Selbst hinter der größten, dichtesten, buschigsten Hecke sollte noch Empfang sein. Ich muß es wissen, ich junke selbst. Könnte ich es aber bestimmen, dann würde ich wie eine komplett Orthodoxe infiltriert von einem psychotischen Elektro-Smog-Verfolgungswahn unseren Gästen am allerliebsten alle einschlägigen Geräte abnehmen. Einfach mal die Welt und all ihre Informationen und Einflüsse draußen lassen. Wie abgelenkt man doch schnell ist. Sich mal nur auf den kleinsten Kreis um sich konzentrieren, ganz im Hier und Jetzt leben, das Grün fixieren, Luft und Stille einatmen und vielleicht sogar nach Innen lauschen. *Nirgends, Geliebte, wird die Welt sein, als innen* (Rilke - Duineser Elegien). Aber auf mein Krückstockgefuchtel hört ja niemand. Und so einfach wie es sich anhört, ist die Umkehrung der Wahrnehmung gar nicht - siehe gerade das Nuf (und das meine ich in keinster Weise spöttisch - ich weiß zu gut aus eigener Erfahrung, wovon ich rede).

Doch - und damit rechnet niemand in dieser Idylle -  ich kann mich durchaus hinterrücks anschleichen. Dann setze ich mich halt subtiler durch. Dann verteile ich eben Kekse unter unseren Feriengästen. Weltfriedenkekse. Null Haschisch aber fette Dröhnung Schokolade. Mit der Hoffnung auf Wirkung. Mit dem John-Lennon-Feeling samt der schönsten aller Illusionen: Weltfrieden. Das alte Hippie-Programm mit und ohne freie Liebe - ganz nach Wahl... Wäre schon toll, oder? Kommt, eine runde Krümeln und Träumen mit John...


Zutaten - ca. 55 Kekse*:

175 Mehl
30g Kakao-Pulver
1/2 TL Natron
150g Butter, weich
120g brauner Zucker
50g weißer Zucker
1/2 TL fleur de sel
1 TL Vanille-Extrakt
150g Halbbitter-Schokolade (m: 60%) 

Zubereitung:

Mehl, Kakaopulver und Natron zusammen in eine Schüssel sieben.

Die Schokolade hacken, die Stückchen sollen nicht größer als 0,8 cm sein.

In einer weiteren Schüssel die Butter mit dem Handrührer cremig rühren. Beide Zuckerarten, Salz und Vanilleextrakt zugeben und 2 Minuten weiterschlagen. Den Mixer ausschalten.

Das Mehl in die Schüssel schütten und die Schüssel so gut es geht mit einem Küchentuch abdecken, damit es beim Verrühren nicht zu sehr staubt. Nun pulsierend ein paarmal durchrühren. Das Tuch entfernen und noch einmal kurz verrühren, bis alles Mehl aufgenommen ist. Den Teig dabei so wenig wie möglich bearbeiten, er darf ruhig etwas krümelig sein.
Nun die Schokolade kurz einarbeiten.

Den Teig auf die Arbeitsfläche geben und zu zwei Rollen von knapp 4 cm Durchmesser formen (m: mehr geknetet als gerollt - der Teig zeigte sich nicht leicht formbar). Diese in Klarsichtfolie einschlagen und für mindestens 3 Stunden in den Kühlschrank stellen (man kann die Rollen auch einfrieren: diese dann gefroren schneiden und 1 Minute länger backen).

Den Backofen auf 160°C vorheizen. 2 Backbleche mit Backpapier auslegen.

Die kalten Teigrollen mit einem scharfen Messer (ich habe eines mit Sägeschliff verwendet) in gut 1 cm breite Scheiben schneiden. Falls das etwas krümelt, macht das nichts, einfach die Kekse wieder etwas in Form drücken.

Die Kekse etwa 12 Minute backen, sie sind dann noch nicht fest. Das Blech auf einen Rost stellen und abkühlen lassen.

Die fertigen Kekse in einer gut schließenden Blechdose aufbewahren.

*Anmerkung m: bei mir sind es etwas mehr Kekse wie bei Petra geworden - ich habe wohl die Rollen etwas dünner geformt.

Quelle: Petra aka Chili und Ciabatta - bzw. Smitten Kitchen



wettertechnisch: Kefir-Honig-Crème mit Kumquats

Samstag, 19. Mai 2018


Jede Berufssparte unterliegt ihren Gesetzen und Geboten. Für die Hotellerie gilt als oberste Disziplin die der Diskretion. Das ist natürlich für jemanden wie mich, die gerne aus dem reichen Fundus der unmittelbaren Ereignisse erzählt, sehr bedauerlich. Doch da läßt sich nicht daran rütteln: die Edikette schreibt vor, über Gäste einen Mantel des Schweigens zu legen. Das reicht jetzt nicht an die Schweigepflicht der Ärzte und Pfarrer ran, vielmehr ist das ein insgeheimer Kodex. Auch wir als kleine Gîte-Vermieter haben die Privatsphäre unserer Gäste zu schützen. Alles andere wäre zudem geschäftsschädigend. Das kann also keiner wollen.

Als Sidekick fällt mir ein, wie zu Sturm-und Drangzeiten  meine beste Freundin und ich ein Shirt für die Disse bedrucken wollten, mit der Aufschrift *PRIVAT BIN ICH GANZ ANDERS*. Fanden wir einen echten Brüller. Es kam aber ebenso wie *Gegen Geduld* nie zur Umsetzung...

Zurück zum Nähkästchen. Natürlich - Kleinbetrieb wie wir sind - passiert es dennoch hin und wieder, dass wir einen einschlägigen Schwank zum Besten geben. Das ist nun mal unser Leben. Und das Meiste davon ist ja völlig jugendfrei. Trotzdem muß ich wiederholt feststellen, dass es wenig gibt, was Feriengäste weniger mögen, als eben solche Geschichten. Abgesehen von *schlechtem Wetter*. 

Am Ende einer Saison habe ich definitiv meinen Bedarf an Wetter-Gesprächen für mehrere Monate im voraus gedeckt. Hinzu kommt ja, dass die (französische) Landbevölkerung ebenfalls bevorzugt über das Wetter smalltakt. Dabei wird geunkt, was das Grün hergibt, mit Bauernregeln gekalauert und entweder über große Hitze oder mangelnden Regen oder beides geklagt. Gerade Regen macht - das werde ich wohl nicht weiter erklären müssen - den großen Gegensatz zu Wettergesprächen mit Feriengästen. Mit letzteren dreht sich dabei alles um *Nichtregen*, vor allem den zukünftigen. Manchmal habe ich den Eindruck, Südfrankreich dürfte für Urlauber auch gerne in der Wüste liegen. Was wiederum mit den Interessen eines Gärtners wenig bis gar nicht korrespondiert, aber das ist wieder eine andere Baustelle...

Einer meiner Lieblinge in Buchungsanfragen lautet ungefähr wie folgt: *Wir würden gerne bei Ihnen nächstes Jahr in der ersten Septemberwoche Urlaub machen. Wie ist denn um diese Zeit das Wetter üblicherweise.* Anfangs brütete ich wirklich über eine seriöse Antwort in romanhafter Ausführung mit der Neigung, die erratene Erwartungshaltung (warm, Sonnenschein) zu bedienen (hach, verflixt meine Neigung zur gewissenhaften Ehrlichkeit sowie der Freude am Entgegenkommen). Gerne summte ich beim Schreiben diese Melodie. Aber Kinners, machen wir uns nix vor, eigentlich ist die Antwort ganz einfach: ich weiß es nicht. Heiße ich Delphi? Könnte ich das vorhersagen, würde ich das hauptberuflich machen. So siehts aus.

Auch wenn wir auf unserer Terrasse stehen und damit ungewöhnlich viel Himmel gegenüber, verleitet das ausgesprochen oft zur Wettermystelei. Gerne versichere ich dann auskunftsfreudig, dass ich nun nach Jahren - was meine Übung zu Vorhersagen angeht - bei soliden 50 Prozent angekommen bin. Man kann nicht sagen, dass ich mit meiner Meinung als Meterologie-Koriphäe hinterm Berg halte...

Und gegen Regenwolken ist mein Patent-Rezept, ab in die Küche und was Süßes basteln. Damit verarzte ich auch gerne Wetter abgeduschte Feriengäste als Stimmungsaufzuckerer. Ich verstehe ja schließlich, dass sich alle für ihren Urlaub Azuro-Tage wünschen. Hier ein einfaches Gläser-Dessert mit dem gewißen Eß-was - vor allem dank den Kumquats aus eigener Ernte.



Zubereitung 4 Gläser:

250g Kefir
80g Sahne
50g Honig (m: Thymian-Honig)
1 Pr Salz
2 1/2 Blatt Gelatine

150g Kumquats
4 TL brauner Zucker
1 Orange
1 Vanille-Schote
einige Blättchen frischer Verveine/ oder Melisse

Zubereitung:

Blattgelatine in kaltem Wasser für mehrere Minuten einweichen, dann gut ausdrücken. In dem Honig bei sanfter Temperatur in einem kleinen Topf auflösen. 2-3 EL Kefir dazu geben, dann alles sorgfältig unter den Kefir rühren. 

Schlagsahne steif schlagen und unterheben. Creme in Gläser füllen und mindestens 45 Min. kalt stellen. Inzwischen Kumquats waschen, entkernen und in dünne Scheiben schneiden. Saft von der Orange auspressen. Vanilleschote längs aufschneiden und das Mark herauskratzen. Kumquatscheiben, Zucker, Orangensaft und das Mark der Vanilleschote 5 Min. leise kochen, kurz vor Ende die fein hackten, frischen Kräuter unterrühren. Anschließend im kaltem Wasserbad abkühlen lassen. Kefircreme mit den Kumquats servieren.

Inspiration: Essen und Trinken 


Individualität: Kräuter-Couscous mit grünem Spargel

Montag, 14. Mai 2018


Selten, dass ich mich für ein Buch entscheide auf Grund der kurzen Rezensionen der Klappenseiten. *Wahnsinnig und ergreifend wie Dostojewski oder Dickens. Besser geht's nicht* SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Oder *Philip Roth ist schlicht und einfach der größte Romancier, der heute in englischer Sprache schreibt* FAZ. Zwei herausgegriffene Mini-Lobeshymnen. Nun, ich kannte Philip Roth nicht und dementsprechend das Buch *Der menschliche Makel* ebenso wenig. In einem Bücherregal in einem finnisch-thailändisch betriebenen Resto in Thailand mit überwiegend finnischen Büchern fischte ich mir dieses heraus. BÄM - was ein Buch! Fette Beute. Aber sowas von!

Zu Beginn jedoch war ich kurz vor Aufgabe (ihr erinnert euch an meine neue Striktheit), denn mein Eindruck der ersten Seiten war, dass mir diese Geschichte zu amerikanisch sowie zu vulgär wird. Nach Überwindung des Anfangs inhalierte ich. Ein Minus bleibt (das einzige Minus), dass die geschilderte Sexualität überhaupt nichts mit meiner Erlebniswelt zu tun hat - aber darüber konnte ich gut hinweg lesen. 

Was ein kluges Buch! Klug im Sinne von durchdacht. Klug im Sinne von gebildet. Selten - eine weitere Außergewöhnlichkeit - dass ich nach Abschluß des Buches derart viele Fragezeichen an die Seitenränder gemalt hatte. Bei griechischen Dramen tun sich bei mir bedauerlicherweise (!) schwarze Löcher auf. Doch wie wundervoll bohème lässt sich damit anspielen und kunstvoll Bögen schlagen. Ich war mächtig beeindruckt. Wie überhaupt von dieser von Philip Roth entworfenen Biographie, die zu keiner Zeit künstlich wirkt, oder eben erfunden, weil zu sehr *ausgeklügelt*. 

Philip Roth spielt die Idee durch, wie radikal man Selbstverwirklichung treiben kann und beschäftigt sich somit mit einem meiner liebsten Themen, das der Individualität. Sein Hauptprotagonist ist Coleman, *der größte der großen Pioniere des Ichs.* In erfrischender Lebendigkeit der Sprache plus einigen Nebenschauplätzen zur amerikanischen Zeitgeschichte wie Rassentrennung oder Kriegsveteranen geht es um das ganz große Thema der Menschwerdung.  Zu tiefst faszinierend wirft Philip Roth einen kunterbunten Regenbogen an Fragen auf:

Wie geht freie Lebensführung? Wie sehr hindert Zeitgeist oder Gesellschaft? Wie sehr lassen wir uns davon einengen? Haben wir überhaupt eine Vision für unser Leben? Wie sehr wird unser Leben bestimmt durch Prägung im Elternhaus, Bildung, Konventionen, Neigungen, Erfolg, Talent? Wie gehen wir mit Hindernissen um? Wie sehr wollen wir Teil der Gesellschaft samt deren Gesetze sein? Schöpfen wir unser Potenial aus? Geht es darum? Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen für unsere eigene Vorstellung von Leben und Freiheit? Anständigkeit, Schicklichkeit, Ehrlichkeit, Sittlichkeit - sind das Richtlinien? Wer legt fest, was das ist? Wie gut kennen wir uns selbst? Wie gehen wir mit Begierde/ Sexualität um? Gibt es Schicksal? Etwas, das uns zum Spielball macht, selbst wenn wir uns für den Spielführer halten? Kann man der Gesellschaft, dem Diktat von *wir*, überhaupt entrinnen? Welche Kraft braucht es dazu?

Und für mich die große Stärke dieses Buches, die unterschwellig wiederkehrende Frage: Stolpert man nicht so oder so immer wieder über sich selbst?

Auch erinnerte ich mit an einen Goethe-Satz aus *Die Wahlverwandtschaften*: *Man nimmt in der Welt jeden wofür er sich gibt; aber er hat sich auch für etwas zu geben.*

Ich könnte noch fort- und fortfahren mit meiner Begeisterung. Also kürze ich ab mit einem laut ausgerufenem LESEN! und einem Textauszug, um euch ein Beispiel zu geben für Roths Sprache: *Ihr Haar war spektkulär, ein labyrinthischer, wuchender Kranz aus Locken und Spiralen, so wirr wie ein Fadenknäuel und ausladend genug, um daraus eine Weihnachtsdekoration zu basteln. Alle Unruhe ihrer Kindheit schien sich in den Windungen dieses undurchdringlichen Haardickichts niedergeschlagen zu haben. Ihr unbezähmbares Haar. Man hätte Töpfe damit putzen können, ohne dadurch seine Beschaffenheit zu verändern - als wäre es etwas aus den tintendunklen Tiefen des Meers, eine Art drahtiger, riffbildender Organismus, eine lebendige, üppig sprießende, onyxfarbene Hybride aus Staude und Koralle mit möglicher pharmazeutischen Eigenschaften.*

Unangezweifeltes Fazit für mich: MEHR Philip Roth.

Gegessen wird dazu ein frisches Mai-Couscous mit grünem Spargel. Das Pesto - dieses Mal wieder nur fein gehackt - hatte ich einst als royal bezeichnet und ich bleibe dabei. Mir dünkte, als ob ich eine zu große Menge gekocht hätte, allein: es wurden keine Reste gelassen.
 

Zutaten 2P:

130g Couscous, grob
130ml Wasser
Salz

500g grüner Spargel
1 Pr Zucker
1 Bund Koriander
einige Stiele Minze
einige Stiele Basilikum (m: vietnamesisch)
1 Avocado
2-3 TL Tahini (Sesampaste)
Limettensaft
Salz, Pfeffer
2 EL geröstete Pinienkerne
Olivenöl

Zubereitung:

Die frischen Kräuter sehr fein hacken. Pinienkerne ohne Fett in einer Pfanne rösten und zur Seite stellen.

Das untere Drittel des grünen Spargels putzen und die Enden abschneiden. In mundgerechte Stücke schneiden. 

Den Spargel in etwas Olivenöl anrösten und den Zucker darüber karamellisieren lassen. Salzen, pfeffern, 2-3 EL Wasser zufügen, Deckel auflegen und bissfest garen (dauert etwa 7min).

Couscous in die gleiche Menge kochendes und gesalzenes Wasser geben, Deckel auflegen und ca. 5min quellen lassen. Parallel dazu die Tahini-Sauce anrühen - dafür die Sesampaste mit Zitronensaft, etwas Wasser, Salz und Pfeffer anrühren. Die Sauce zusammen mit dem Kräutern unter das Couscous heben, ebenso den fertig gegarten Spargel und die Pinienkerne. Zuletzt die klein geschnittene Avocado untermengen und direkt servieren.


schon wieder verblüht: der wunderbar duftende Goldlack

12 von 12 - Mai 2018

Samstag, 12. Mai 2018










Samstag ist kein Tag, um nur in der Sonne zu sitzen. Nicht, wenn bei uns die Feriengäste-Saison wieder begonnen hat. Samstag heißt Wechsel in *Sonne und Lavendel*.

Das Porridge-Foto habe ich mir geschenkt - same procedure. So geht Landleben: irgendwo zwischen Rush-Hour und Murmeltier-Tag. Mit deutlichem Hang zum Murmeltiertag.

Samstags gehen wir - wenn irgendwie möglich - auf den Markt nach Crest. Wie ich jetzt feststellen muß, kaufen wir dort äußerst plastikfrei ein. Ist mir bisher so gar nicht bewußt gewesen, aber seit das neuerdings Trend-Tendenzen in Blogistan hat... Der obligate Ziegenfrischkäse kommt genauso mit (dafür hat ihr jeder seine eigene mitgebrachte Schüssel), wie sich Zeit findet für ein Café-Stopp samt Croissant in der Sonne. Schöne Rituale wollen gelebt werden.... hey, wir leben in Südfrankreich...

Samstag heißt, Gäste zu verabschieden und neue Feriengäste zu begrüßen. Das bedeutet putzen (*das Schwalbennest*), Wäsche waschen... und Wildblumen pflücken für die Neuankömmlinge.

Danach wird schnell gekocht - nix zum Verbloggen. Ein Essen, das ich schon als Studentin *gekocht* habe: Käse-Reis mit buntem Salat. Liebe ich immer noch.

Unsere Wildbienen in der Naturstein-Hausmauer haben sich heute wieder geteilt - ab sofort leben wir in WG mit zwei Völkern (ich erzählte bereits mal...)

Ansonsten bin ich die krasseste Unkrautbekämpfungsmaschine westlich des Rheins. Mindestens. Und in den Pausen wird gesät, eingepflanzt und gegossen. Es wächst. Keinerlei Gärtnerklagen unsererseits. Es ist ein fruchtbarer Frühling, wie man ihn sich nur wünschen kann: Erbsen, Saubohnen, Zucchini, Zuckerschoten uswusf... alles macht, wie es soll. Bis jetzt. Ohne diese Klausel gehts nicht. Man kennt ja so langsam die Fallstricke des Schicksals... ob im Garten oder überhaupt...

Ansonsten ist Akelei-Zeit total. Üppig haben sie sich ausgebreitet und eben so rigoros muß man sie nach der Blüte kurz halten. Sonst übernehmen sie das Regiment. Mit erstaunlich tiefen Wurzeln.

Und ja, wenn man heute so in den Himmel schaut... es hat Athmosphäre. Die Setzlinge würden sich über eine Dusche freuen. 

Ich gehe noch für eine kleine Yoga-Einheit auf die Matte, merke aber, das ich heute bereits genug in Bewegung war... Feierabend mit 12 von 12... 

... mehr von Menschen, die mit 12 Bildern von ihrem Tag erzählen wie immer bei Caro aka Mme Kännchen...

anders: vollmundiger Schokoladen-Gugelhupf Brownie-Pudding-Style... plus

Montag, 7. Mai 2018


Andere sind anders und das Leben in der Stadt ist es auch. Was gut so ist - es will ja keiner, dass alle aufs Land ziehen. Gott bewahre. Jedem sein Biotop!

Gerade komme ich zurück von dem Besuch einer süddeutschen Stadt. Keine Millionenstadt, nein, nein, allgemein mit provinziellem Ruf und für chinesische Verhältnisse wohl eher dörflich einzuordnen. Ganz klar, in Tokio in der U-Bahn geht es nochmals GANZ anders zu. Ich bin dennoch geflasht. Denn alles in allem war das ein äußerst stressiges Unterfangen. Als müßte ich mich auf einen Schlag in einen Ameisenhaufen einfügen. So als Landei bin ich deutlich mehr Spielraum um mich gewöhnt, so oft steht mir hier niemand in der Aura - wenn ihr versteht, was ich meine.

Der Süden Deutschlands scheint mir eindeutig zu dicht besiedelt. Anders kann ich mir manche Verhaltensweisen nicht erklären. Himmel, was Unfreundlichkeit. Von den aggressiven Zuständen auf der Autobahn will ich erst gar nicht anfangen. In Situationen befand ich mich, tsss, ich habe gestaunt. An der Kasse etwa wechselte ich noch ein Wort mit der Kassiererin, um daraufhin von hinten derart massiv dumm angemacht worden, dass ich ihn mir mit: *Hey, du Stresser, bleibe in deinem Tanzbereich* vom Leib halten mußte. Wegen 20 Sekunden Warterei. Hallo??? Schmallippige, verspannte, graue Gesichter - zu viele davon. Und richtig wundern tuts mich nicht... denke ich etwa an Geschichten wie die von Maximilian. Das System gibts vor.

Jaha, protestiert jetzt der ein oder andere, völlig subjektive Wahrnehmung, zu *mir* sind alle immer nett. Okay, mag ja sein. Nur werfe ich in die Waagschale, dass ich mit erhobenem Haupt und wachen Augen durch die Menge gehe. Auf dem Land macht man das nämlich so, wenn man unterwegs ist. Sonst ist Jaqueline nachher wieder sauer, dass ich sie übersehen und nicht gegrüßt habe. Und lebt ihr doch erst einmal ein paar Jahre ausgenüchtert in dieser Weite - vielleicht würde euch dann gleichfalls das ein oder andere Verquere im Miteinander auffallen oder anstrengen.

Fest steht: ich bin unleugbar mittlerweile zu sehr ausgewildert, um mich im Urbanen wieder einzufinden. Das ist mir definitiv zu stressig. Denn was mich doch sehr fasziniert ist, wie schnell mich dieses schnelllebige Umfeld aus meinem Chi kippt. Nix mehr mit innerer Mitte und Zen total. Wirklich zu schade, dass man sich solch einen Zustand nicht auf Vorrat eintüten kann - sonst könnte ich ja vorsorgen. Leider gilt halt auch hier das alte Motto: *mitgehangen-mitgefangen*. 

Tja und so oft kann ich gar nicht durch die Nase einamten und durch den Mund aus, oder darauf achten, dass ich den Punkt zwischen den Augen nicht verspanne oder nicht mit dem Zähnenknirschen beginne, innerlich *Ommm* machen, in die Sauna gehen, mir was Hübsches zum Anziehen shoppen oder eine schöne Ausstellung besuchen, wie mich diese Hochfrequenz in der Stadt und diese Massenwuselei Energie kostet. Da reicht mir der Besuch ab und an völlig. Dann arbeite ich eine große Liste voller Besorgungen ab, begegne wertgeschätzten Menschen wieder und nehme sehr gerne ein kulturelles oder sportliches Angebot mit. Und anschließend flüchte ich wieder in unsere Einsiedelei, wo ich - nun bewiesenermaßen - hingehöre...
Anders  würde ich auch diesen Kuchen bezeichnen - mit dem ich die Zeilen ein wenig aufzucker. Es ist ja nicht mein Anliegen, irgendwelche Scharmützel mit der Stadtbevölkerung loszutreten - ich erzähle lediglich eine höchstpersönliche Geschichte, wie man das halt so macht auf Blogs. Sehr irritierte mich die Zubereitung dieses Gugls: Milch aufkochen, Schokolade darin schmelzen lassen - ich war mir nicht sicher, ob mir auf diese Weise tatsächlich ein Kuchen auf der Form fallen sollte. Funktioniert aber, wenn gleich die Konsistenz sehr ungewöhnlich ist: ungewöhnlich saftig! Ich fand ihn toll - die treue Leserschaft weiß: ich stehe auf gatschige Kuchen!

Zutaten - 1 Gugelhupf-Form:

350 ml Milch
250 g Butter
200 g Zartbitterschokolade, grob gehackt
280 g braunen Zucker*
(m: mit Vanillezucker versetzt)
2 Eier
275 g Mehl
30 g Kakaopulver
1/2 TL Kardamom
1 TL Backpulver

optional
1 Glas Kirschen
50g gehackte Mandeln

Zubereitung:

Den Backofen auf 160°C  (O/U-Hitze) vorheizen. Eine Gugelhupf-Form buttern und mit Mehl bestäuben.

Die Milch und die Butter in einen größeren Topf geben und einmal unter gelegentlichem Rühren aufkochen lassen

Paralell dazu die Schokolade grob hacken. Sobald die Milch einmal aufgekocht ist, die Schokolade hinzufügen. Den Topf vom Herd ziehen und 10 Minuten ruhen lassen - dann glatt rühren.

Zucker sowie die Eier unter rühren, dann Mehl, Kakaopulver und Backpulver hinzu geben und alles glatt rühren. (wer mag verwendet eine Rührschüssel - die anderen verwenden für das Mischen des Teigs den Topf).

Den Teig in die vorbereitete Gugelhupfform füllen und im vorgeheizten Backofen etwa 50 – 60 Minuten backen (Stäbchen-Probe).

Den Kuchen aus dem Ofen nehmen und 15 Minuten in der Form abkühlen lassen, dann vorsichtig an den Rändern von der Form lösen und auf eine Kuchenplatte stürzen. Komplett abkühlen lassen. Mit Puderzucker bestäuben.

*Anmerkung m: Die Zuckermenge habe ich deutlich reduziert, auch habe ich nur Rohrzucker statt der angegebenen Mischung aus Rohrzucker und weißem Zucker verwendet. Die Schattenmorellen ließ ich sehr gut abtropfen und mischte 2/3 unter den Teig - das letzte Drittel gab ich erst am Schluß in der Form darübe. Auch hatte ich 50g Mandelblättchen zugefügt - das nächste Mal dann gehackte Mandel - beides ist optional! 

Der Gugl kann durchaus lockerer geraten wie bei mir - s. etwa bei Becky's Diner. Ich mochte allerdings die eigenwillige Konsistenz sehr gerne.

Inspiration: *Meine feine Chocolaterie* - s. auch Becky's Diner


Land-Geschmack: Kräuter-Spaghetti

Sonntag, 6. Mai 2018


Den Unterschied von Stadt- und Landküche machen die frischen Kräuter. Wenn ich ins Großmutter Dorf fuhr auf einen Besuch, dann richtete sie mir stets eine Kleinigkeit zu essen. Der Garten hinter dem Häuschen war ziemlich verwildert - viele, ja die meisten der Arbeiten waren ihr mittlerweile zu mühselig geworden. Gerade das Knien auf dem Boden oder aus der Hocke wieder in den Stand zu kommen, das wollten die Glieder nicht mehr mitmachen. Und doch konnte sie nie aufhören, wenigstens ein paar wenige Dinge anzubauen, ein bißchen zu hacken, die überschaubare Aufzucht zu hegen und zu gießen - wie aus einem inneren Drang, der selbst stärker war als der Zerfall ihres Körpers.

Doch es war der Garten ihrer Mutter und bereits der Garten der Mutter ihres Vaters, bref: ein Garten, der über viele Generationen bereits angelegt war. Vieles kam einfach von alleine jeden Frühling wieder. Der Schnittlauch etwa wuchs wild zwischen den Steinplatten auf dem Weg zwischen den Beeten. Egal, was sie als Mahlzeit vorbereitete: es war immer etwas frisches Grün darüber gestreut. Für mich DER Geschmack von Gartenküche.

Und der Geschmack von Frühling! 
Noch gibt es kaum etwas zu ernten, aber die frischen Kräuter könnte man in ihrer Üppigkeit mit der Sichel kürzen. Zartes Grün, das wild nach oben schießt allerortens.


Genauso gibt es für diese Spaghetti keine Beschränkungen. Eigentlich ist das gar kein Rezept - es ist eine haltlose Achterbahnfahrt durch den Garten. Alles Kraut, das euch schmeckt und in eurem Garten wächst, darf verwendet werden. Und hier in Südfrankreich gehört obligatorisch der junge Knoblauch mit dazu. Ansonsten viel Schnittlauch, Petersilie, Thymian, Pimpinelle, Estragon, etwas Minze oder Melisse und Verveine, Bärlauch (schon wieder rum) und Rauke - worüber ihr drüber stolpert, was der Garten hergibt.

Ebenso halte ich es mit dem Fett: die klein gehackten Kräuter habe ich in Butter und etwas Olivenöl angebraten, gewürzt mit fleur de sel, Pfeffer, etwas Piment d'Espelette, die Spaghetti schön feucht mit etwas Pastawasser darunter gehoben und noch einen Schwups Crème fraîche dazu gemischt. Wer mag, besprenkelt am Tisch zusätzlich mit Olivenöl, bestreut frisch geriebenen Parmesan... Alle Kalorien gebraucht und erwünscht - der Garten braucht gerade Pferdestärken... mindestens.... So einfach, so gut, so ländlich!

Wer mag, der stellt auch aus seinen Lieblingskräutern ein Pesto her - ich allerdings ziehe hier die gehackte Variante vor.

... und als Sonntag-Special eine kleine, Kräuter-verliebte Rezepte-Auswahl, in denen man überwiegend mit dem Angebot des Gartens spielen darf: