und zum Dritten: Freitagstexter

Freitag, 30. September 2016


freitagsbanner_02

Nach kosmischen Gesetzen  kann man die Uhren stellen. Sogar Schweizer Uhren. So besagt eines dieser Gesetze: *Was dir ein Mal passiert, kann dir ein zweites Mal passieren. Was dir aber zwei Mal passiert ist, wird dir ein drittes Mal passieren.*

Und genau so geschah es, dass ich nun zum dritten Mal aus den Händen Roberts' den Pokal des Freitagstexters überreicht bekomme. Um die Historie in seiner Gänze zu zeigen, gibts hier den Rückblick direkt auf das zweite und das erste Mal meiner Beteiligung.

Besonders freue ich mich heute, dass auf diese Weise schriftlich festgehalten ist, dass Robert und ich uns bei unserer ersten Begegung (der ich sehr entgegen fiebere!), mit drei herzhaften (!) bises begrüßen werden - sowohl auf Art der Basler wie der Fränzis aus der Drôme, denn auch hier tauscht man drei Küße. Wenn das kein Zeichen ist!

Mit dem heutigen Bild bin ich sprichwörtlich *ganz Ohr* und bin gespannt, auf welche Weise ihr mich, also den Herrn Pfaffer (womit wir wieder in der Verwicklung der Personalpronomen wären) heute nach allen Regeln der Kunst langweilen wollt, bzw. das Foto untertiteln.


Quelle: Black and WTF

die Regeln bleiben sich stets gleichdiese finden sich hier


Wer teilnimmt, sollte einen Blog besitzen, damit er im Gewinnfalle die langjährige Tradition des Freitagstexters fortführen kann.

Der Wettbewerb läuft bis Dienstag, 4. OKT 2016, 23:59:59 Uhr.

Mittwoch, 5.OKT 2016 wird der Gewinner unter Ausschluss des Rechtswegs gekürt und der Pokal virtuell übergeben. Die Siegerin/der Sieger verpflichtet sich, am Freitag, 20. Mai 2016 den nächsten Freitagstexter auszurichten und wird damit Teil der Gang...

wieder Dietmar: das Eifeler Knirpsbrot

Donnerstag, 29. September 2016

Seit wir unsere Frühstückgewohnheiten zu gunsten eines Porridges anhaltend umgestellt haben, backe ich nur noch 1x die Woche. Zu diesem Brot animierte mich - schon wieder - der Dietmar. Von ihm habe ich nun bereits das Nofretete-Brot, das pain de compagnedie Wachauer und das Pan sencillo nachgebacken. Da kommt ganz schön was zusammen! Ahja, und mein Problembrot, das Mühlenbrot - daran sollte ich mich mal wieder versuchen.

Das Eifeler Knirpsbrot sprach mich direkt an, weil ich die Kombi von Dinkel- und Roggenmehl schon immer mochte. Das verwäscht sich geschmacklich hier zwar etwas durch das anteilige Weizenmehl - aber genau deshalb entschied ich mich mit dafür. Während den hitzigen Sommerwochen mag ich leichtere Brote, die nicht ganz und gar vollkornlastig sind, meist lieber. Wie alle Dietmar-Brote ein gutes Brot, das man immer wieder backen kann!
Zutaten:

Roggen-Sauerteig - ca. 18h:
145g Roggenmehl 1150
145g Wasser

10g Anstellgut

Weizen-Sauerteig: ca. 12-15h:
50g Wasser
45g Weizenmehl T110 (≙ 1050)
5g Anstallgut

Hauptteig:
300g reifer Roggen-ST
100g reifer Weizen-ST
300g Weizenmehl T80 (≙820)
200g Roggenmehl Type 997
200g Dinkelvollkornmehl 
500g Wasser
21g Salz
8g Hefe

Zubereitung:

Alle Zutaten 6 Minuten am langsamen und 4 Minuten schnellen Gang kneten.
Teigruhe: Teig in einer geölten Teigwanne für 20 Minuten reifen lassen. Teig einmal zusammenstoßen (m: falten) und weitere 20 Minuten reifen lassen.

Nun wird der Teig in die gewünschte Größe geteilt (m: halbiert) und von allen Seiten zu einem länglichen (m: runden) Teigstück gefalten.

Mit dem Schluss nach oben (m: nach unten) in bemehlte Gärkörbe legen und garen lassen.
Bei 2/3 Gare aus dem Gärkorb stürzen, nach belieben schneiden (m: nicht eingeschnitten, rustikal aufreißen lassen).

Im vorgeheizten Backrohr bei 250°C mit mittleren Schwaden anbacken. Ofen nach 5 Minuten auf 200°C zurückschalten und kräftig ausbacken.

Um eine kräftiger Kruste zu erreichen, sollte der Schwaden nach 20 Minuten abgelassen werden. (m: die letzten 5min bei Umluft und offener Ofentür gebacken.
Quelle: Dietmar von Home Baking 


in eigener Sache: leider greift *Blogspot*, bzw. Google auf äußerst unangenehme Weise auf meine Blogg-Gestaltung ein: eigenmächtig und somit gegen meinen Willen wurden sämtliche Linklisten auf andere geschätzte Blogs und Seiten in der Sidebar (*fränzösische Küche*, *deutsche Küche*, *Wohnzimmer*...) entfernt. Mal sehen, wie ich das wieder herstellen kann (vermutlich muß ich mir Hilfe suchen... *seufzzz*)
 

Flammkuchen mit trompette de la mort, Saint Marcellin und Brombeeren samt Brombeer-Balsamico

Dienstag, 27. September 2016

Brombeeren gehört allen. So wie dir als Kind, sobald du draußen bist, alles mit gehört: das ist auch deine Wiese, dein Wald, dein Bach, dein Weg... Die Natur gehört kindgefühlt allen. Und für die Brombeeren gilt das in den meisten Fällen tatsächlich. Sie wachsen gerne am Wegesrand, dort, wo keiner ihnen den Gar ausmacht. Niemand hat Brombeeren im Garten angeplanzt - also nicht freiwillig. (Ebensowenig verstehe ich an der Stelle Menschen, die sich FREIWILLIG so abartige Pflanzen wie Efeu oder Schlingenknöterich aus der Gärtnerei mitnehmen - man holt sich doch nicht absichtlich die Pest in den Garten....)

Bon, ich bin also losgetigert, um uns nochmals ein Töpfchen mit Brombeeren zu plücken. Dabei vergaß ich, dass die Brombeerhecken in Hausesnähe es belieben, sich an abschüßige Hänge zu schmiegen. Als zusätzliche Schikane zog ich meine profillosen Stoffturnschuhe an - sich einfach so die Arme von den Brombeeren verkratzen lassen, kann ja jeder. Es ist wirklich ein tolles Brombeerjahr bei uns. Das darf nicht ungenutzt verstreichen. Also gleich nochmals ein Mittagessen mit Brombeeren.

Die Herbsttrompeten sind zugegebenermaßen gekauft. Und einen ähnlichen Käse wie den Saint Marcellin stellte ich euch bereits vor. Er ist der große Bruder des Saint Félicien - großer Bruder, was den Fettgehalt betrifft (s. Näheres hier). Ein echter Sonntagskäse. Und wie gemacht für den Flammkuchen. Zusammen mit dem Brombeer-Balsamico erhält die einfache Landküche einen schönen, kleinen Schwung Raffinesse...
Zutaten 2P:

Teig - 5h bei Raumtemperatur:
110g Dinkel 1050
40g Roggen 1050
100g Weizen T65 (W550)
7g Hefe
1 EL Öl
1/2 TL Salz
ca. 150ml Wasser

Belag:
3 EL Crème Fraîche
Salz, Pfeffer
1/2 Bund Thymian

2 Saint Marcellin (à  80g)
2 handvoll Totentrompeten (ca. 150g)

Olivenöl 
Salz, Pfeffer

Brombeer-Balsamico:
100g Balsamico
150 Brombeeren
35g brauner Zucker
1 Lorbeerblatt
3 Piment-Körner 
Zubereitung:

Den Brombeer-Balsamico am besten bereits am Vortag herstellen. Dafür alle Zutaten zugedeckt auf kleiner Flamme ca.10min leise köcheln lassen. Dann über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag durch ein Sieb streichen.

Morgens den Flammkuchenteig zubereiten. Die Hefe im Wasser lösen, dann alle Zutaten miteinander vermengen und daraus sorgfältig einen homogenen Teig kneten. Zugedeckt bei Raumtemperatur ca. 4 Stunden gehen lassen.

Den Ofen mit einem Backstein gut vorheizen.

Die Pilze putzen. Die Crème salzen und pfeffern. Den Marcellin in Streifen schneiden.

Den Teig teilen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche nacheinander sehr dünn auswellen - zuletzt bereits auf Backpapier.

Die Hälfte der Crème darauf verstreichen, ebenso die Hälfte des Käses verteilen. Die Hälfte der Pilze darüber streuen, gleichfalls des Thymians und der Brombeeren. Salzen, pfeffern, mit etwas Olivenöl (wenig) beträufeln und im Ofen knusprig backen.

Zusammen mit dem Brombeer-Balsamico servieren. 

Anmerkung m: keine Sorge, wenn vom Brombeer-Balsamico etwas übrig bleibt - wir werden ihn als Dressing verwerten...
Den letzten Flammkuchen gabs als Klassiker: bestrichen mit gesalzener und gepfefferter Crème, belegt mit Ziegenfrischkäse und Feigen, etwas Thymian, ein wenig Olivenöl - fertig ist der Genuß...

Familiäre Wolken

Samstag, 24. September 2016


Durch ein Gespräch im Spätsommer auf unserer Terrasse unter leuchtendem Himmelszelt wurde mit so bewußt wie noch nie zuvor, welch unterschwellige Verblindlichkeit alleine die Familientitel haben. Sie wirken, ohne dass man sie aussprechen muß. Wie eine Art von magischer Verbundenheit. Falls alles gut läuft. Im umgekehrten Fall dagegen wirds fies - Prometheus ähnlich ist man wie an einen Felsen gekettet, von dem man nicht wegkommt. Wer versucht auszubrechen, gilt als Nestbeschmutzer.

Ich schaue ja rasend gerne die Sendung *Bitte melde dich* an. Wir nennen sie *die Heulsendung*. Töchter suchen ihre Väter, Schwestern ihre Brüder, Mütter ihre Söhne uswusf. Und sie schluchzen ob der Sehnsucht nach diesen Menschen so herzergreifend, dass ich regelmäßig synchron in mein Taschentuch mitschneuze.

Aber wie faszinierend ist das! Die Personen, um die es geht, und die so sehr vermißt werden, kennen sich gar nicht. Nie gesehen, nie getroffen. Sie existieren einzig und allein in ihrem Kopf. Und sie wollen dem unbekannten Vater unbedingt wenigstens ein Mal im Leben sagen, wie sehr sie ihn lieben.

Rollentitel, die wie Magie funktioneren: *der Vater*, *die Mutter*, *die Schwester*, *der Opa* uswusf...  Und auch umgekehrt möchte man diese Rolle so gerne gut füllen. Man möchte gerne eine gute Oma sein, eine gute Mutter...  zählt man zu den Anständigen. Dank der anderen Gruppe wird alles dramatisch durchgemischelt. Und all dieser Hickhack nur, weil Blut angeblich dicker als Wasser sein soll?



Dabei - ganz ehrlich - denkt man dieses Familiendingens mal konsequent durch, ist das nix anderes als ein gutes Konstrukt. Ein erzieherisches Erfolgsmodell, das Verantwortlichkeiten impliziert. Zwei wildfremde Menschen zeugen miteinander Kinder ... und ab dann sind alle verwandt. Wird aus Spaß kein Ernst, bleibt alles wie gehabt. Hey, dabei gibt es nix Natürlicheres als die eigene Brut hochzuziehen bis zur Selbstständigkeit. Das können im Tierreich alle (naja Ausnahmen wie Kuckuck und Konsorten lassen wir mal außen vor).

Versteht mich nicht falsch: im Idealfall findet man geborgene Unterstützung in solch einer Familienbande. Nur wie oft läufts schon ideal? Für mich war die Befreiung aus diesen Strukturen ein Gewaltmarsch. Schon im Elternhaus hatten alle ihre Seilschaften, und für mich blieb nur die Katze. Als diese dann auf einmal verschwand und nicht mehr wiederkam, war das der Auslöser für einen Umbruch in meinem Leben (ich werde bestimmt an einem grauen Novembertag mal darüber schreiben). Heute bin ich froh, dass diese Familientitel keine Macht mehr über mich haben. 
 

Natürlich wünsche ich mir wie die meisten anderen vermutlich ebenso aus einem guten Stall zu kommen. Aber gäbe es so viele freundliche Frauen und Männer, wäre die Welt eine friedlichere. So halte ich es mit den Mitgliedern meiner Familie wie mit allen anderen Menschen (gleicher Maßstab für alle): wen ich in meine Nähe, in meinen inneren Kreis lasse, der hat sich mir gegenüber anständig zu verhalten, meine Grenzen zu respektieren und meine Freiheit nicht einzuschränken. Um gleiche Maxime bemühe ich mich ebenfalls seit jeher.

Voilà, so simpel sind meine Überschriften unabhängige Foderungen. Seitdem lebe ich ohne Katze und Mischpoke gut. Und vorallem als befreite Zwillingsschwester - befreit nicht nur von Klischees, sondern vorallem von einem Menschen, der mir von Kindheit an viel Kummer bereitet hat.


Die Himmelsbilder schicke ich mal wieder zu Katjas samstägliche Himmelsguckerei...

Regenzauber: Brombeer-Blondies

Freitag, 23. September 2016

Feriengäste mögen keinen Regen. Was den Himmel anbelangt, dürfte er tagtäglich in unablässigem Wüstenblau erscheinen. Da kann die Natur am Zusammenbrechen sein, unsere Zisternen leer, die Bäume fangen an, ihre Blätter zu werfen, das Gras verfärbt sich sandig und das Tal sieht auf den ersten Blick verdorrt aus. Die Frage, die allerdings einem Tourist mit nur wenigen Tagen Aufenthalt im Gepäck brennt ist die, wann denn die Sonne endlich wieder scheint. Ich kann es ja verstehen. Es ist das umgekehrte Sankt-Florian-Prinzip: *verschone uns, verregne die Ferien von anderen.* 

Alle Gartenbesitzer werden nachvollziehen, dass ich dennoch nicht auf Seiten unserer Feriengäste sein kann, sondern ganz und gar Chlorophyll-Lobbyistin bin - und das braucht nun mal WASSER!

Mit dem zweiten Landregentag nach wochenlanger Trockenzeit hüpfte ich daher in bester Stimmung in die Küche, um zu mitteln, zwischen diesen beiden Öl-und-Essig-Unverbindlichen. Zuerst galt es in vollster Parteilichkeit, den so lange herbei gesehnten Regen zu huldigen. Offiziell hingegen wollte ich damit die kleine Regenperiode unseren Gästen versüßen. 

Dafür ist mir Brittas Rezept wieder eingefallen, welches ich hier multipel kombinierte - und in bester Erinnerung behielt. Lediglich den Zucker habe ich deutlich reduziert. Warum das Rad neu erfinden, wenn ich mich mittlerweile durch über 1000 Rezepte gewerkelt habe, die alle nur darauf warten, variiert zu werden...
Zutaten (Backform m:29cm x 21cm)*:

210 g Butter
1 Prise Salz
200 g brauner Roh-Rohrzucker 

(m: selbst angestetzer Vanille-Rohrzucker)
2 große Eier
2 EL Grand Manier
2 EL Orangensaft
250 g Mehl, gesiebt
1/2 TL Backpulver
1 Orange, Abrieb davon
1 TL gemahlener Ingwer
1/2 TL gemahlener Kardamom
1 kleine Prise Nelken gemahlen
1 Prise Macis (Muskatblüte)
60 g ganze Mandeln, geschält
2 EL Zucker
1 Pr Salz
150g Brombeeren

Zubereitung: 

Mandeln häuten (m: hier nicht gemacht), trocknen  und sehr grob hacken. In einer Pfanne ohne Fett goldbraun rösten, die 2 EL Zucker samt Prise Salz hinzugeben und karamellisieren lassen. Butter mit Zucker gut aufschlagen, die Eier, den Likör, den O-saft zufügen und alles gut verrühren. Die Gewürze ebenfalls unterrühren.

Ofen auf 180° (0-/U-Hitze) vorheizen.

Das Mehl zusammen mit dem Backpulver und den gemahlenen Gewürzen nach und nach unter die Butter-Ei-Mischung rühren, gerade so viel, dass alles gut vermischt ist, nicht zu lange verrühren. Ganz zum Schluss die Nüsse unterheben. In eine mit Backpapier ausgekleidete Brownieform geben (Achtung, der Teig ist ein wenig zäh) und gut glatt verstreichen. Zum Schluß die Brombeeren darauf verteilen und leicht andrücken.


Zwischen 22-28 Minuten (m: 20-22) backen, rechtzeitig eine Stäbchenprobe machen, der Teig sollte nicht zu lange backen, sondern gerade durch sein. 

*Anmerkung m: schmeckt am besten 1-2 Tage durchgezogen. Dann schneiden sie sich auch *glatter* und nicht so krümelig wie hier direkt nach dem Backen.
Inspiration: Britta von Kamafoodra

Touri-Rosa: Pad Thai

Mittwoch, 21. September 2016

Tuk-Tuk-Fahren entlockt Kinderfreudenjauchzer. In diesem boxautoähnlichem Gefährt zu sitzen, der warme Wind, der durch die Haare zauselt, der Schwung der Kurven - mir fällt niemanden ein, den das nicht in Zuckerwatte-Kirmes-Stimmung versetzt. Zu dritt quetschen wir uns auf den Rücksitz und cruisten durch Bangkok - meine erste Tuk-Tukfahrt überhaupt und obendrein meine erste Reise ganz alleine. Es war der zweite Tag nach Ankunft und gemeinsam mit den beiden anderen Backpackern wollten wir die thailändische Hauptstadt erkunden.

Wie alle Touris befanden wir uns im rosaroten *Die-Welt-ist-schön-Modus*. Begleitendes Gefühl und untrüglicher Indikator für diese getönten Gläser:* Die sind alle so nett hier*. Ein Satz, den ich heute noch sehr oft von unseren Feriengästen höre und bei dem ich IMMER genau an diese Geschichte denken muß. Genau darauf haben wir uns gegenseitig ebenfalls mehrfach hingewiesen. Wie freundlich etwa auch unser TukTuk-Fahrer.

Der hat sich richtig mitgefreut über unser Glück. Also sowas von richtig lucky, meinte er breit lächelnd, denn genau heute wäre Buddhas Birthday. Weswegen nur heute die Möglichkeit bestünde, Tempel zu besichtigen, die sonst nie zugänglich wären. Volle zur richtigen Zeit am richtigen Ort (yeah!).

Gut, wir standen dann an unterschiedlichen Ecken, warteten, warteten auch länger, bis er fertig geraucht hat, bis er mit der immer gleichen Nachricht zurückkam, dass in den Tempeln gerade die Mönche beten und währenddessen kein Zutritt wäre. Wir haben mindestens 4 verschlossene Tempel-Geschichten gebraucht, um den aufgebundenen Bären zu riechen. Aber dann war unsere Sightseeing auch schon zu ende. Hey, andere wurden in verwegene Stadtviertel gefahren, wo die Verkehrsschilder nur noch in thailändisch beschriftet sind, keiner eine Silbe englisch  redet und dann für einen horenten Aufpreis wieder zurück zum Hotel gebracht. Dann lieber die Buddhas Birthday-Nummer...

Wobei ich sagen muß, dass vor 12 Jahren, als ich durch Thailand reiste, die meisten Menschen trotz der Touristenwalze, die damals schon über ihr Land fegte, tatsächlich sehr freundlich mit den Touris umgingen. Das thailändische Essen kann ich gar nicht hoch genug halten. Es zählt (nach all den Reisen mittlerweile) nach wie vor zu meiner Lieblingsküche. Thailändisch hätte ich ewig weiteressen können. Typisches Streetfood dort: das einfache und köstliche Pad Thai. Das gabs dieses Jahr bereits das zweite Mal. Ja, mit viel frischem Koriander...
Pad Thai - thailändische Bratnudeln 2P:

120g Reisnudeln
1/2 Bund Frühlingszwiebeln
2 Knoblauchzehen
2 Eier
1/2-1 TL Tamarindenpaste
3 EL Fischsauce
3 TL Reisessig
1 EL Zucker
4 EL Gemüsebrühe
Chili
Erdnüssöl
etwas Gemüse nach Wünsch
(m: Möhren, Buschbohnen, Zucchini...)*
1 Bund Koriander
1 Limette (m: beide Male vergessen)
1 handvoll Erdnüsse

Zubereitung:

Gemüse nach Wahl rüsten - Bohnen gegebenfalls vorab in Salzwasser bißfest garen. Möhren putzen und stiften... Das Weiße der Frühlingszwiebeln fein würfeln, dass Grün in Ringe schneiden. Knoblauch ebenfalls fein würfeln. Den Koriander mittelfein hacken.

Erdnüsse ohne Fett grob gehackt in einer Pfanne rösten.

Die Eier verquirlen, mit Salz und Pfeffer würzen und in einer kleinen Pfanne in etwas Öl zu Omlett backen. Abkühlen lassen und in dünne Streifen schneiden.

Die Reisnudeln in reichlich Salzwasser kurz kochen (ca. 5min) und abschütten.
In einer großen Pfanne das Erdnussöl erhitzen, darin das Weiße der Frühlingszwiebeln zusammen mit dem anderen kleingeschnittenen Gemüse garen. Dann die Nudeln untermischen und etwa 2min in der Pfanne rühren. Reisessig, Fischsauce, Chilipulver, Gemüsebrühe und Zucker zufügen. So lange in der Pfanne wenden, bis die Nudeln die Sauce aufgesaugen haben. Zuletzt das klein geschnittene Omlett untermengen.

Zum Servieren mit den gerösteten Erdnüssen und dem Koriander bestreuen.

Wer mag serviert  und kann serviert klassischerweise etwa einen scharfen Dip, eingelegten Chilies,  und  Limettenspaltendazu.

*Anmerkung m: Es gibt Varianten mit kleinen getrockneten Krabben, gebratenen Shrimps, Hühnerfleisch oder auch mit Tofu.

Wirsing-Wickel - zwischen Herbst und Frankreich

Sonntag, 18. September 2016

Als Kind hatte ich eine kleine Plastikschildkröte zum Aufziehen für die Wanne. Die machte genau die gleiche Bewegung mit ihren Flossen wie die frisch geschlüpften Schildkröten vom Strand Richtung Meer (wer kennt die Bilder nicht). Aber wie wenige von ihnen erreichen je das Wasser? Eine Heerschar von Vögeln lauert in der Luft genau auf dieses Ereignis. Wie wenige von ihnen erreichen überhaupt je das sagenumwobene Schildkrötenalter von über 200 Jahren?

Die Evolution ist verschwenderisch. 

Wieviele der Kaulquappen entwickeln sich je zu Fröschen? Wieviel Störe bringen ihren Kaviar durch? Wieviel Vogelkinder ziehen nach dem ersten Sommer mit in den Süden? Wieviel Schmetterlinge leben lange genug um sich zu paaren? Wieviel Samen muß man ausbringen, damit eine Pflanze Früchte hervorbringt? Die Evolution ist verschwenderisch.

NATÜRLICH sind wir dementsprechend stolz wie Bolle, wenn einer unserer Zöglinge sich zu einem richtigen Prachtkerl mausert. Ich erinnere mich sofort an unsere riesige Cœur-de-Bœuf Tomate deren Gewicht von angeberischen 700g  uns beinahe einen Auftriff im hiesigen Ortsblättchen eingebracht hätte.... hätten wir die Tomate nicht vorher gegessen. Oder jetzt dieser Wonneproppen-Wirsing. 

Ich bekam ihn eben so noch hochgehalten. Mit einer Hand. (Gut, bei solchen Garten-Legenden mutiert man wohl zum Angler). Aber ganz ohne Untertreibung ernährt ein solcher Wirsing mehrere Fußballmanschaften! Beginne ich mit den Wickeln, die herbstlich anmuten mit den Champignons, gerne ersetzt durch Waldpilze (darauf freue ich mich schon - mit dem Regen geht die Pirsch wieder los), während die Füllung dank der Salzzitrone französisch-sommerlich-anmutig bleibt.
Zutaten:

8 Blatt Wirsing
250g weiße Bohnen, gekocht
(m: Dose)
70g Bulgur, gekocht
30g Tomate, confit
1/2 Salzzitrone, fein geschnitten
1/2 Bund Thymian
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Gemüsebrühe
Öl

300g Champignons
1 Schalotte
Noilly Prat
Kokosmilch (oder Sahne)
100ml Gemüsebrühe
1 TL Pilzpulver
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Olivenöl
Petersilie, fein gehackt

Zubereitung:

Den Bulgur und doppelter Menge Wasser aufsetzen und ca. 10min köcheln lassen. Deckel abnehmen und etwas ausdampfen lassen. Die Schalotte und den Knoblauch fein würfeln. Zusammen mit dem Thymian in Ölivenöl glasig dünsten. Die Bohnen abspülen und abropfen lassen In einem kleinen Topf die Bohnen grob anpürieren. Mit dem Couscous, den Schalotten und der Salzzitrone vermengen. Abschmecken mit Salz, Pfeffer, Piment und Tomaten-Confit.

Die Wirsingblätter in reichlich kochendem Wasser ca. 5min garen und mit kaltem Wasser abschrecken (blanchieren). Die dicken Blattrippen glatt schneiden. Die Blätter mit einem Küchentuch trocken tupfen. Jeweils einen guten Eßlöffel Füllung auf das untere Ende des Kohlblattes setzen. Die gegenüberliegenden Seiten der Blätter etwas einschlagen und zur Roulade rollen. (Wer mag, fixiert nun mit Küchengarn - es geht aber auch ohne).

Öl in einer Pfanne erhitzen und die Rouladen zuerst mit der Nahtseite nach unten anbraten, dann ringsherum. Etwa 50ml Gemüsebrühe angießen und bei geschlossenem Deckel und leichter Hitze gut 10min garen lassen.

Währenddessen die Pilzsauce zubereiten. Dafür die Pilze von den Stielen trennen und die Köpfe in Scheiben schneiden. Bei großer Hitze die Pilze ohne Fett in einer Pfanne braten. Die Schalotte fein würfeln, ebenso die Stiele. Die fertigen Champignons in eine Schüssel geben und in der gleichen Pfanne bei reduzierter Hitze die Schalotte gemeinsam mit den fein gehackten Pilzstielen braten. Mit Noilly Prat ablöschen. Etwas Gemüsebrühe  anschütten. Das Pilzpulver untermischen. Salzen, pfeffern und mit Piment würzen. Die gebratenen Pilze zufügen und nochmals kurz köcheln lassen (wer mag bindet die Sauce etwas sämiger). Zum Servieren mit etwas feingehackter Petersilie garnieren.

Übergang: Matjessalat mit Nektarinen

Freitag, 16. September 2016

Das ist DER Salat für den Übergang von Sommer Richtung Herbst. Für Matjes hege ich ja eine wiederkehrende Schwäche. Nicht oft, aber doch so 2 bis 3 Mal im Jahr kommt es über mich. Und genau dafür habe ich eigentlich immer welche eingefroren. Denn Matjes zählt wie Buttermilch zu meinem Exportgut aus Deutschland.

Klassischerweise wird der Matjessalat mit Äpfeln zubereitet. Hier nach Schuhbeck mit Birnen. Den Post samt Bildern wollte ich eigentlich ausgemistet haben... soweit ich mich erinnere - die Bilder *seufzzz* (leere Worte, so kann ich jetzt zumindest darauf verlinken). Das Obst wird bei diesem Rezept mit Pfirsichen ersetzt. Ich fands superlecker! Matjes halt. Fränzis - da bin ich mir ziemlich sicher - dürfte ich diesen Salat jedoch nicht anbieten. Zu weit weg von der klassischen cuisine française...
Zutaten 2P:

4 Matjesfilets (ca. 250g)
1 Nektarine (m: halb gelb/ halb rot)
2 Frühlingszwiebeln
150g griechischer Joghurt
50g Crème Fraîche
etwas Zitronensaft
1 TL Senf (m: Dijon)
Salz, Pfeffer
2 EL Zitronensaft
etwas Holunderblütensirup
1 Bund Dill (m: etwas Schnittlauch)

Zubereitung:

Die Nektarine vom Kern befreien und in dünne Scheiben schneiden. Das Weiße der Frühlingsszwiebeln fein würfeln, das Grün in Ringe schneiden. Den Matjes in etwa 2cm große Stücke schneiden.

Aus dem Joghurt, der Crème, dem Zitronensaft, dem Holunderblütensirup und dem Senf ein Dressing mischen. Alles miteinander vermengen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit etwas Schnittlauch bestreuen (oder wer hat mit Dill).

Inspiration: Essen und Trinken

an Politik teilnehmen

Donnerstag, 15. September 2016


Sagen wirs mal vorsichtig: Politik begeistert bin ich nicht. Also deutlich weniger als damals, als ich aus voller Überzeugung mein Kreuz bei den Grünen machte, für die ich mich entschied, weil sie mir drei grundlegende Versprechungen gaben: für die Natur, gegen Atomkraft, für Parzifismus. Und dann führten sie als erste Partei nach dem NS-Regime Deutschland wieder in den Krieg. Mit meiner Stimme!!! Das hat nachhaltige Spuren hinterlassen. Seither kämpft die Politik bei mir um Glaubwürdigkeit - und zwar nach dem guten, alten Bibel-Prinzip: *an den Taten werdet ihr gemessen*.

Immer wieder habe ich mich gegen TTIP positioniert. Vorneweg weil ich mich an den schlichten Symbolismus der Mittelalter-Literatur erinnerte: Alles, was im Dunkeln, Verborgenen, Geheimen stattfindet, ist böse, alles, was das Licht nicht scheut, ist gut. Bon, die Frau Bundeskanzlerin kündigte bereits an, dass das Handelsabkommen auf jeden Fall zustande kommen wird. Auch ist hinlänglich bekannt, dass diese Entscheidung auf EU-Ebene verschoben wurde (dort, wo der Lobbyismus besondere Blüten treibt) und die nationalen Parlamente eh keinen Einfluß mehr nehmen können. Nun steht zudem fest, dass Bayer Monsanto übernimmt - mit Hinblick auf einen sich öffnenden, europäischen Markt.

Wen interessieren da die paar Unterschriften dagegen?

Aber warum nicht den Don Quijote hochhalten. Wenn ihr in einer der sieben deutschen Großstädte lebt - in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leibzig, Stuttgart oder München  - Lust und Zeit für einen Spaziergang mit andernen habt, dann könnt ihr an den Demonstrationen gegen TTIP teilnehmen, die alle zeitgleich übermorgen, am 17.September stattfinden. Näheres siehe hier oder hier.

*Anmerkung m: das Foto zeigt, wie sehr der Buchsbaumzünsler in unserer Region zur Plage wurde


Knusperknusperknäuschen - Knäckebrot

Mittwoch, 14. September 2016

Einiges, von dem, was ich in der Küche zubereite, mache ich in Hinblick auf andere. Um es am Schluß selbst zu essen. Wobei das nicht oft passiert, dass ich selbst derart angefüttert bin, dass ich mich nicht mehr vom Napf gerissen bekomme.

Das letzte Mal ergings mir so bei diesem Schoko-Eis (das ist SO zartschmelzend!). Klammheimlich habe ich nacheinander die Box leer geschleckt. Nicht ohne schlechtes Gewissen bei soviel Geheimniskrämerei und Hinterhältigkeit. Und ohne wenigstens mit dem Habib zu teilen. Für die zweite Portion hoffe ich, mich mehr am Riemen zu reißen und mir nicht wieder selbst die Hänsel-Gretel-Knusperhexe zu machen.

Doch weiter gings, dann buk ich dieses Knäckebrot - eigentlich zum Apéro. Mit dem Erfolg, dass ich es nun in großer Beharrlichkeit vorallem selbst wegknabbere. Es ist bereits das dritte Knäckebrot-Rezept, das ich ausprobiert habe. Im Fazit schließe ich mich ganz Susanne an: knusprig ohne hart zu sein, dabei sehr luftig, der Sauerteig verleiht eine schöne Würze und der Teig läßt sich dank seiner Konsistenz prima verarbeiten. Empfehlung!
Zutaten:

Sauerteig - ca. 10h Reifezeit:
2g ASG
50g Roggen 1050
50g Wasser 

Hauptteig:
Sauerteig
250g Roggenvollkornmehl
175g Weizenmehl 550

250g Wasser
15g Gerstenmalz (Original: Honig)
6g Salz



Gewürze oder Körner zum Bestreuen nach Wahl

Zubereitung:

Sauerteig morgens ansetzen. Abends erst mit dem fertigen Sauerteig für den Knäckebrot alle Zutaten erst mit einem Holzlöffel, dann von Hand zu einem Teig verkneten. Die Schüssel luftdicht abdecken und den Teig über Nacht gehen lassen. Wenn der Teig seine Größe verdoppelt hat und innen ganz luftig ist, kann gebacken werden. 

Am Morgen den Backofen auf 200°C vorheizen. Dabei gleich ein Blech zum Mitheizen einschieben.

Die Arbeitsfläche bemehlen. Den Teig vierteln. Das erste Stück kurz duchkneten und zu einer Kugel formen. Die Kugel mit der Hand leicht flach drücken und zu einem Rechteck ausrollen. Aufpassen, dass Teig und Arbeitsfläche ausreichend bemehlt sind; der Teig ist klebrig. Den Teig auf ein Stück Backpapier heben und weiter ausrollen (ca. 2mm dick), bis er das Papier fast ganz ausfüllt.

Mit einem Pizzarad in die gewünschten Formen schneiden, die Stücke jeweil mit einer Gabel mehrfach einstecken. Mit etwas Wasser besprühen und mit einem Topping der Wahl bestreuen (das Topping leicht andrücken, sonst fällt es nach dem Backen schnell ab)
.
Zum Backen das Backpapier auf das heiße Backblech ziehen und den Teig  ca. 10 min backen. Öfter mal einen Blick in den Ofen riskieren, damit nichts anbrennt.

Mit dem restlichen Teig genauso verfahren.

Brombeerjahr - Ziegenkäse-Faiselle-Mousse mit Brombeer-Zwetschgen

Montag, 12. September 2016

Um sich das Genußleben so unbeschwert wie möglich zu gestalten, gibt es hier auf dem Land Traditionen. Bei Essenseinladungen wird der Gastgeber entlastet, in dem der Eingeladene frägt, ob er das Dessert mitbringen soll. Das wird gerne angenommen. Und es gestaltet eine Einladung direkt unformeller, lässiger. Selbst wenn der Hauptgang die meiste Arbeit in der Küche bedeutet, entsteht so doch ein wenig der Eindruck, als würde man *zusammenstellen*.

Ich muß mir dann nur überlegen, welches Dessert gut zu transportieren ist. Ein Schichtdessert im Glas ist dafür wie gemacht. Weil ich diese Mousse in Kombi mit Früchten sehr mochte ( und auch wußte, dass unsere Freunde das mögen würden), bereitete ich eine Variante zu. Wir haben dieses Jahr ein ausgesprochenes Brombeer-Jahr. Es ist bestimmt 7 Jahre her, dass die Hecken so voller, süßer, praller Beeren hingen. Das gilt es natürlich auszunutzen.
Zutaten - 4P:

250g Brombeeren
300g Zwetschgen
50g Johannisbeeren
50g brauner Zucker
(Cassis, Verveine, Orangenschale)*

300g Ziegenkäse-Faiselle (ähnlich Quark)
100ml Sahne
2 Eiweiß
1 Pr Salz
1 EL Puderzucker
2 Blatt Gelatine
Zubereitung:

Die Brombeeren zusammen mit den Johannisbeeren und dem Zucker mit 1 EL Wasser auf sanfter Hitze weich köcheln lassen. Vom Herd ziehen und durch ein Sieb streichen. 4 EL von dem Früchtepüree zur Seite nehmen. Den Rest gemeinsam mit den kein geschnittenen Zwetschgen und den Gewürzen wieder auf das Feuer stellen und so die Zwetchgen garen. Gewürze entfernen. Grob (also nicht zu fein) pürieren. Ganz abkühlen lassen.

Die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Die Eiweiße mit einer Prise Salz steif schlagen. Die Sahne steif schlafen. Einen Eßlöffel Faiselle mit der ausgedrückten Gelatine vorsichtig auf den Herd stellen und solange rühren, bis die Gelatine ganz aufgelöst ist. Gelatine mit dem restlichen Faiselle vermengen und sorgfältig durchrühren. Nun abwechselnd in die Gläser Kompott und Mousse schichten. Am besten über Nacht in den Kühlschrank stellen. Am nächsten Tag vor dem Servieren mit den 4 Eßlöffel beisteite gestelltem Fruchtpüree die Gläser toppen (gibt einen besonders schönen Glanz).

*Anmerkung m:  Wie man das Kompott parfümiert, liegt im eigenen Gusto. Ich nahm nur Verveine und Orangenschale, weil die Gastgeber bekanntermaßen Alkohol im Essen nicht mögen.

ausgeflogen - zugezogen - fortgezogen

Freitag, 9. September 2016


Neben meiner Tätigkeit als AFBlerin bin ich außerdem als Guerilla für das Landleben unterwegs. Unterschwellig schreibe ich immer wieder darüber, wie es ist an einem Ort zu leben, wo Pokémon-Spieler als reines Medien-Phänomen gelten.

*Zugezogen* - mit dieser Event-Frage von Friederike von LandLebenBlog hole ich nun zum Rundumschlag meiner Lebensgeschichte aus. Also nahezu... Hinter mir liegt ein U-Turn: Vom Land in die Stadt aufs Land.


Pupertät auf dem Land - das war mein persönliches Alcatraz. Mit dem Bus eine halbe Stunde bis zur nächsten Kleinstadt, der letzte, der abends um 9 zurück nach Hause fuhr - das wünscht man keinem Pickel-Träger. Für mich war Dorf zu der Zeit etwas für Menschen, die Hobbys haben, wie einfahrende Züge zu fotographieren oder startende Flugzeuge. Oder eben im Kleintierzüchterverein Hasen züchten oder im Musikverein Tuba spielen. 

Ich aber, ich wollte dorthin, wo das Leben tobt, an den Ort, wo an Schlaf nicht zu denken ist, in das (Epi)Zentrum von Kultur, Kommerz und Kunst. Naja, es wurde die nächste Großstadt Karlsruhe, bei der man (ich muß es nicht einfügen) das Groß ruhig streichen darf. Aber es reichte, die Nacht zum Tage zu machen. Und exakt darum ging es. Offiziell zog ich natürlich wegen Bildung und Studium in die Stadt, inoffiziell aber zum Feiern: ich wollte Rausch, ich wollte tanzen, ich wollte Abenteuer. Und ich bekam auch von dem kleinen Karlsruhe, was ich wollte. Ohne meine Ausbildung mit der Einstellung wirklich zu gefährden. Bis die erste, große Liebe zerbrach. Ein Einbruch, Umbruch, ein Umdenken. Vorallem weil der Ablenker von dieser Miesere, der nächste Freund, mich immer wieder in das Familien-Ferienhaus mitten im Wald entführte. 

Dort aufzuwachen, innerlich ständig irgendwie aufgeraut, mit nackigen Füßen durchs Gras zu den Pferden zu laufen - ein Durchschnaufen, das alte Sehnsüchte wachkitzelte, verbunden mit dem Wunsch, wieder aufs Land zurückzuziehen. Niemals nie, also wirklich niemals nie zurück ins Heimatdorf. Das hatte ich beim ersten Mal bewußt für immer verlassen...

Bis, maktub, die Begegnung meines Lebens sich zur Liebe wandelte. Zu dem Habib in das glizzekleine Gigors mit der Traumaussicht zu ziehen, das war die beste Entscheidung meines Lebens (sofern man bei Schicksal über Beschluß reden kann). Für mich war es gar der große Schritt Richtung Gesundheit. Ich hörte mit dem Rauchen auf, mit dem Trinken, dem Nachtleben und nach und nach mit meiner inneren Nervosität. Mein Leben hätte sich überhaupt nicht mehr wandeln können. Leichterdings liese sich ein Buch füllen, warum in, mit und von der Natur leben, mir wohl tut (Stille, Gartenküche, Selbstversorgertum, nackige Sommerfüße, saubere Luft, Sternenhimmel, Slomo...) . 

Ebenso leicht wäre es, hier nun Grabenkämpfe zu eröffnen zwischen Städter und Dörfler. Laut Hauptmann wohnten für die damalige Landbevölkerung in der Stadt eh nur *unnütze Fresser und Faulenzer*. Zieht man noch Georg Simmels kritische Auseinandersetzung mit der Großstadt dazu, liese sich daraus ein waschechtes Scharmützel eröffnen.


Aber an der Stelle kann ich mit schöner Fairness der Verhältnisse abwiegeln: es wohnen auf dem Land genauso viel Vollhonks wie in der Stadt. Allerdings in aller Regel weniger inkognito. Denn jedes Dorf beheimatet mindestens einen Haushalt, dessen Interesse weit über die Grenzen seines eigenen Gartenzauns in das Leben seiner Nachbarn reicht (Ausgangspunkt des arabischen Telefons). Außerdem kenne ich nun wirklich niemanden, der wegen der Landbevölkerung aufs Land gezogen wäre. Es ist die Natur, die anzieht. Die Landschaft. Die Weite. Der Platz.

Nimmt man als Gleichnis für das Gemüt einen See, dann hat man auf dem Land die Chance, jeden noch so kleinen Kieselstein mitzubekommen, der Wellen verursacht. In der Stadt hingegen scheint die Seeoberfläche permanent in Bewegung durch all die windigen Eindrücke, die darüber streichen. Daher würde ich als wesentlichen Unterschied nennen, dass man auf dem Land die Möglichkeit hat, sich selbst näher zu kommen, sich selbst näher kennenzulernen. Ob das nun als Vorteil oder Nachteil zu werten ist, darf jeder selbst entscheiden.



Wem der Kontakt mit anderen Menschen fehlt - Stichwort *Aufnahme in die Gemeinschaft* - dem darf ich verraten, dass einem so gut wie nie die Haltung entgegen schlägt: *Du hast uns gerade noch gefehlt*. Auch da gleichen sich Stadt und Land sehr. Wer nicht darauf warten kann, dass natürliche Gesetze greifen wie Anziehung, dem empfehle ich tatsächlich das Vereinsleben. Wer in die freiwillige Feuerwehr oder zum Sport geht, sich einer Assoziation anschließt oder gerne im Chor singt - voilà, durchaus ein Beschleuniger. Aber lernt man in der Stadt nicht auch vorallem dann Menschen näher kennen, wenn man sie regelmäßig bei einer gemeinsamen Beschäftigung sieht?

Schön eigentlich, dass ich dabei bemerke, dass ich bei diesem Thema überhaupt nicht streifen muß, dass wir in Frankreich leben. (Diese ganze Nationalitäten-Rauferei ist für mich eh sowas von rückständig). Fürs Outback-total, wie unser eins, gilt man bereits als Fremder, wenn man vom Nachbardorf hierher zieht. Wobei die alteingesessene Dorfbevölkerung, die, die ihr Dorf nie verlassen hat, am Aussterben ist - vielmehr bestehen die Dörfer um uns herum zunehmend aus einem Gemisch von verschiedenem Generationen, Nationalitäten, Ferienwohnungenbesitzer uswusf... Zeichen der Zeit eben und besser so. Denn wer sein Geburtsort nie verlassen hat, der läuft mit Brett vorm Kopf spazieren.


Typisch für das Landleben: man hat längere Wege und braucht ein Auto. Ohne gehts nich. Und ein auffallend weiterer Unterschied zur Stadt: Äußerlichkeiten spielen eine bedeutend geringere Rolle. Ein Fleck auf der Hose, ein Bad-Hair-Day - ein ganz normaler Tag also. Dabei finden sich immer und überall ein paar Minütchen zum Plaudern. Wer gestresst ist, fällt unangenehm auf.

Manchmal wünsche ich mir einen Streichelzoo um uns, denn mit Tieren zusammen zu leben, ist ein absolutes Landpuls. Darauf verzichten wir zugunsten unserer Winterreisen. Manchmal verwünsche ich meinen Coiffeur, und bin mir gewiß, der Maître, der mir die Friese meines Lebens verpassen könnte, sitzt irgendwo in einer Großstadt. Manchmal erinnere ich mich, wie mir ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel ausgereicht hat. Oder wie eingesperrt ich mich im Sommer fühlte in meiner Stadtwohnung. Oder wie es ist, in ein Menschengetümmel zu geraten. Oder wie ich versuchte, der ständigen Geräuschkulisse mit viel Musikhören entgegenzuwirken.
 

Für mich bleibt es eine der elementaren Grundsatzfrage für das eigene Leben: Wohne ich auf dem Land und besuche ab und zu die Stadt  (zum Bummeln, Kino, Konzert...) oder umgekehrt, lebe ich in der Stadt und besuche ab und an das Land (wandern, Pichnick...). Damit entscheide ich mich automatisch für eine Umgebung, die mich entweder mehr natürlich oder mehr künstlich beeinflußt. Und das muß jeder für sich selbst wissen. Ich für mich weiß, was ich bevorzuge und warum.


*Anmerkung m: bereits mein 2.Event von Friederike bei dem ich teilnehme, fototechnische Schleichwerbung für unseren Dauerstart in den Tag und die perfekte Pasta für die ersten reifen Feigen...